Die Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine auf die Schweiz sind bereits sichtbar. Die Energiepreise steigen massiv, Benzin kostet erstmals wieder an etlichen Tankstellen 2 Franken pro Liter, und das Heizöl ist so teuer wie noch nie, zum Teil mehr als 160 Franken pro 100 Liter. Die Preise klettern zwar auf neue Rekordstände, die Versorgung allerdings ist gewährleistet, es wird also genügend Öl, Benzin und Heizöl in der Schweiz geben, auch in Zukunft. Das Problem sind nicht die Mengen, sondern die Preise.
Westen droht mit Boykott von russischem Öl
Die Preise sind heute nochmals markant gestiegen, weil der Westen weiter mit einem Boykott von russischem Öl droht, so auch der amerikanischen Aussenminister, Antony Blinken, dieses Wochenende in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Russland gehört neben Saudi-Arabien und den USA zu den drei grössten Produzenten von Öl, mit einem weltweiten Marktanteil von rund 10 Prozent. Nun zieht der Westen einen koordinierten Boykott in Betracht.
Sanktionen seien effektiver, wenn sie gemeinsam getroffen würden, ein Boykott von russischem Öl nicht nur in den USA, sondern auch in ganz Europa, sagt der amerikanische Aussenminister.
Auswirkungen auf die Schweiz
Die Schweiz bezieht keinen einzigen Liter Erdöl direkt aus Russland, so gesehen wäre sie von einem Boykott nicht betroffen. Am meisten Rohöl hat die Schweiz im vergangenen Jahr aus Nigeria bezogen, gefolgt von den USA, Libyen und Kasachstan. Es geht um Öl im Wert von 1.1 Milliarden Franken.
Dieses Öl gelangt via einen Hafen im Mittelmeer durch eine Pipeline nach Cressier im Kanton Neuenburg. Dort verarbeitet es die einzige Raffinerie der Schweiz zu Benzin, Diesel und Heizöl. Die Versorgung der Raffinerie mit Öl wäre auch nach einem Boykott von Russland gewährleistet, weil es auf der Welt etliche Alternativen von Öllieferanten gibt.
Im Moment zeichnen sich beim Erdöl keine Versorgungsengpässe ab.
Zusätzlich zum Rohöl importiert die Schweiz aber auch Fertigprodukte, also Benzin, Diesel und Heizöl, das bereits im Ausland verarbeitet wurde, vor allem in Europa. Die Fertigprodukte gelangen unter anderem via Rhein in die Schweiz. Auch hier seien die Lieferungen gewährleistet, sagt Roland Bilang, Geschäftsführer bei Aven-Energy, der ehemaligen Erdölvereinigung: «Im Moment zeichnen sich keine Versorgungsengpässe ab.»
Wichtigster Lieferant dieser Fertigprodukte sei Deutschland. «Wir beziehen ungefähr 45 Prozent der Produkte aus deutschen Raffinerien. Deutsche Raffinerien verarbeiten zu einem Teil russisches Erdöl.» Es gebe keine Anzeichen, dass diese Raffinerien ein Nachschubproblem hätten.
Das Problem wäre das Gas
Falls Russland boykottiert werde, dann müssten die europäischen Raffinerien Alternativen zu den Lieferungen aus Russland suchen. Dies führt zu einer zusätzlichen Nachfrage, was den Preis für Energie in die Höhe treibt.
Im Gegensatz zu den Erdölprodukten ist die Schweiz beim Gas durchaus auf die Lieferungen aus Russland angewiesen. Sogar knapp die Hälfte des Gases bezieht die Schweiz aus Russland. Hier müsste Ersatz gefunden werden, falls die Sanktionen auch das Gas betreffen sollten.