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Unübersichtliche Lage an der Kriegsfront bei Bachmut
Aus Echo der Zeit vom 04.03.2023. Bild: Keystone/AP Iryna Rybakova
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Krieg in der Ukraine Wie steht es im Kampf um das ostukrainische Bachmut?

Die Situation in Bachmut wird für die ukrainischen Truppen immer prekärer. Gemäss Einschätzung britischer Geheimdienste stünden sie unter erheblichem Druck, denn die Stadt werde von drei Seiten durch russische Streitkräfte angegriffen. Das russische Militär versucht seit Wochen, Bachmut zu erobern. Auslandredaktor David Nauer berichtet für SRF über die Ukraine und kennt die Bedeutung der umkämpften Stadt.

David Nauer

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Ukraine- und Russland-Korrespondent

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David Nauer ist Ukraine- und Russland-Korrespondent bei SRF TV. Von 2016 bis 2021 war er als Radio-Korrespondent in Russland tätig. Zuvor war er Russland-Korrespondent des «Tages-Anzeigers». Nauer reist seit Beginn des russischen Angriffskriegs regelmässig in die Ukraine.

SRF News: Wie ist die Lage in Bachmut?

David Nauer: Die Lage ist sehr schwierig für die Ukrainer. Die Russen drängen aus drei Richtungen vor – nur noch im Westen gibts einen schmalen Korridor. Über diesen versorgen die Ukrainer die Stadt. Dort gibt es heftige Kämpfe um die letzten Versorgungsrouten.

Es sieht so aus, dass die Ukrainer mindestens den Ostteil der Stadt aufgeben wollen.

Es sieht so aus, dass die Ukrainer mindestens einen Teil, den Ostteil, der Stadt aufgeben wollen. Aber Bachmut insgesamt soll weiter verteidigt werden, das sagte mir am Samstagnachmittag eine Quelle aus den ukrainischen Streitkräften.

Welche Bedeutung hat diese Stadt für die Ukraine?

Es tönt furchtbar, aber es ist wohl in der kalten Logik des Krieges so, dass Bachmut für die Ukrainer ein Fleischwolf ist. Ein Ort, den sie möglichst lange verteidigen, um den Russen möglichst hohe Verluste zuzufügen. Ein Angreifer verliert meist sehr viel mehr Männer und Material als der Verteidiger. Kalkül der Ukrainer dürfte also sein, Bachmut so lange wie möglich zu halten, um die russische Armee zu schwächen.

Könnte sich Bachmut also auch als Pyrrhussieg, als Erfolg mit sehr hohen Verlusten für die Russen, erweisen?

Das könnte sein. Und es ist das, worauf viele in der Ukraine hoffen – dass die Russen nach der Schlacht von Bachmut ausgeblutet sind.

So soll dann irgendwo an einem anderen Frontabschnitt eine ukrainische Gegenoffensive kommen.

So soll dann irgendwo an einem anderen Frontabschnitt eine ukrainische Gegenoffensive kommen, etwa im Süden. Aber ob diese ukrainische Hoffnung berechtigt ist, weiss ich nicht.

Besteht ein Druck aus dem Westen, dass die Ukraine ihre Kampfkraft beweisen muss, damit sie weiterhin militärisch unterstützt wird?

Nun, das wird weder in Washington noch in Brüssel jemand so offen sagen. Aber natürlich wird erwartet, dass die Ukrainer mit den westlichen Waffen Erfolge erzielen – die Regierung in Kiew und das ukrainische Militär wecken auch entsprechende Erwartungen. So ist in den letzten Wochen mehrfach von einer bevorstehenden grossen Offensive die Rede – von viel Land, das befreit werden soll. Irgendwann muss Kiew das auch umsetzen.

Das Gespräch führte Rebecca Villiger.

Nur noch wenige Tausend harren in Bachmut aus

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Einst lebten 74'000 Menschen in Bachmut. Aktuell harren mutmasslich noch 5000 Zivilisten in der Stadt aus. Über Monate haben die ukrainischen Behörden den Einwohnerinnen und Einwohnern eine Evakuierung angeboten. Die, die noch immer dort sind, würden offenbar die Stadt nicht verlassen wollen, meint David Nauer. Einige wüssten wohl auch nicht wohin und wieder andere würden insgeheim auf die Russen warten. Klar ist aber, dass die allermeisten Bewohnerinnen und Bewohner geflohen sind.

SRF 4 News, 04.03.2023, 17:00 Uhr ; 

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