- Nachdem sich die Libanon-Krise am Donnerstag weiter verschärfte, ist der französische Präsident Emmanuel Macron am Abend überraschend nach Saudi-Arabien gereist.
- Bei einem Treffen mit Kronprinz Mohammed bin Salman setzte er sich für eine friedliche Lösung in der Golfregion ein.
- Wenige Stunden zuvor hatten Saudi-Arabien und Kuwait ihre Landsleute aufgefordert, Libanon so schnell wie möglich zu verlassen. Sie gaben zudem Reisewarnungen aus.
Die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete, bei dem Treffen sei es um die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten und die Bemühungen um Sicherheit in der Region gegangen, darunter auch die gemeinsame Abstimmung im Kampf gegen den Terror.
Für Stabilität in Libanon
Vor seinem Besuch in Riad hatte Macron angekündigt, dass er über Iran, Jemen und Libanon sprechen werde. «Ich habe sehr harte Positionen insbesondere über Iran gehört, die nicht konform sind mit dem, was ich denke». Er wollte dem Kronprinzen auch darlegen, wie entscheidend eine Stabilität Libanons sei.
Am Samstag hatte der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri überraschend seinen Rücktritt erklärt, und zwar von Riad aus. Mit dem Schritt geriet der
Libanon noch stärker in den Machtkampf zwischen Saudi-Arabien und Iran.
Wird Hariri festgehalten?
Bereits kurz danach gab es Spekulationen, wonach der lange mit den Saudis verbündete Hariri zum Rückzug gezwungen worden sein könnte. In seiner
Rücktrittsrede verurteilte der Politiker Iran und dessen verbündete Hisbollah. Er fürchte um sein Leben, sagte er.
Saudi-Arabien hat Berichte zurückgewiesen, wonach Hariri unter Hausarrest stehe. Er selbst gab allerdings keine derartigen Erklärungen ab – er dementierte auch nicht, dass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist.
Hintergrund sind die Spannungen zwischen dem sunnitischen Königshaus von Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Beide rivalisieren um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Im Bürgerkrieg im Jemen unterstützen beide unterschiedliche Lager. Saudi-Arabien hat offen in den Konflikt eingegriffen. Aber auch bei den Konflikten in Syrien, im Libanon oder dem Irak stehen sich Saudi-Arabien und der Iran als Feinde gegenüber.