Drei Monate dauert der Streik der Drehbuchautoren und -autorinnen in Hollywood jetzt schon, dem sich Mitte Juli die Schauspielergewerkschaft mit Zehntausenden Mitgliedern nach geplatzten Verhandlungen mit den TV- und Filmstudios angeschlossen hat. Sie fordern höhere Entschädigungen und klare Regelungen im Umgang mit künstlicher Intelligenz.
30 Millionen Dollar kostet gemäss den Gewerkschaften ein Streiktag für die Branche. Trotzdem gibt es bisher keine Verhandlungen, wie Marlène von Arx, freie Filmjournalistin in Los Angeles, berichtet.
Fronten verhärtet – kleiner Lichtblick
Die Schauspielergewerkschaft und die Gewerkschaft der Autorinnen wollen ihre Ziele durchsetzen. Die Studios machen geltend, sie investierten viel Geld in ihre eigenen Streaming-Dienste und die Aktienkurse seien in den letzten Monaten stark gefallen.
Jetzt deutet aber einiges darauf hin, dass es wieder an den Verhandlungstisch gehen könnte: Die Autorengewerkschaft Writers Guild of America (WGA) will am Freitag mit Vertretern der grossen Studios und Streaming-Anbieter in Los Angeles zusammentreffen. Mit Blick auf einen allfälligen Neustart.
Weltweite Drehstopps und Verspätungen
Für die Filmbranche hat der Streik massive Folgen: von den Kinos über die einzelnen Produktionen bis hin zu den Zuschauenden. Überall gibt es Verschiebungen und Verspätungen – nicht nur in den USA, sondern weltweit.
Etwa der Film «Gladiator 2», der in Grossbritannien, Malta und Marokko unter amerikanischen Schauspieler-Konditionen geplant war, wird bis auf Weiteres nicht gedreht. Die Gewerkschaft lässt zwar Ausnahmeregelungen zu. Doch auch Oscar-Preisträgerin Viola Davis nimmt diese aus Solidarität nicht in Anspruch.
Streik in wichtiger Kampagnenphase
Auch an den wichtigen Filmfestivals vom September in Venedig und Toronto dürften die US-Stars fehlen. Das fällt sehr ins Gewicht. Denn die Blickfänge auf den roten Teppichen sind für Werbezwecke sehr wichtig.
Zur Zeit der Festivals startet auch die Award-Season, wo Filme lanciert werden. Da wird beobachtet, ob etwa der Film mit Bradley Cooper über Leonard Bernstein den Leuten gefällt. Cooper hat bereits angekündigt, er werde nicht anreisen. Das erschwert die Kampagnen.
Aus diesem Grund wurde bereits ein typischer Festivalfilm mit Award-Chancen, vom griechischen Regisseur Giorgos Lanthimos und mit Emma Stone, vom September in den Dezember verschoben. Es trifft aber auch Blockbuster-Filme wie «Dune 2» oder «Aquaman 2», die eventuell statt im November und Dezember erst im neuen Jahr herauskommen.
Wann geht den Streikenden das Cash aus?
Die Optimisten, vertreten auch vom Artistic Director des Zurich Film Festival, gehen von einer Einigung bis zum Labour Day am ersten Septemberwochenende aus. Pessimistischere und zynischere Stimmen prognostizieren einen Streik bis tief in den Herbst hinein, so von Arx. Bis die ersten Gewerkschaftsmitglieder ihre Hypotheken nicht mehr bezahlen können und ihre Vertreter zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auffordern.
Eine Lösung Ende Sommer sei sehr optimistisch, schätzt von Arx. Die Streiks der letzten Jahre dauerten jeweils immer um die drei Monate. Doch mit der geforderten Beteiligung der Schauspiel- und Drehbuch-Stars am Gewinn der Streaming-Dienste geht es um sehr viel. Ebenso bei der KI-Frage, ob alle Rechte für die Ewigkeit abgetreten werden sollen.