Warum wird gestreikt? Die Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA wollen im Wesentlichen das Gleiche erreichen wie die Drehbuchautoren, die bereits seit dem 2. Mai streiken. Beide Kreativbranchen leiden darunter, dass mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden.
Ausserdem bringen Wiederholungen bei Streaminganbietern anders als im stationären Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen. Zudem hatte SAG-AFTRA mitgeteilt, dass es eine «reale und unmittelbare Bedrohung» darstelle, wie animierte AI-Charaktere die Schauspielerei von Mitgliedern täuschend echt nachbilden könnten.
Welche Folgen hat der Streik für Film- und Serien-Fans weltweit? Der Branchenseite «Entertainment Weekly» zufolge wird der neue Streik eher Auswirkungen auf die Filmbranche als auf TV-Produktionen haben. Wegen der anhaltenden Verhandlungen hatten einige grosse Firmen angekündigte Filmstarts bereits nach hinten verlegt, darunter sind Marvel mit neuen Superheldenfilmen zu «Captain America» oder «Blade», Disneys Realverfilmung des Animationshits «Vaiana» und die geplanten «Avatar»-Fortsetzungen.
Weil Filme aber einen langen Produktions- und Marketingvorlauf haben, dürften sich die Folgen eines Streiks erst in einigen Monaten bemerkbar machen.
Das Schreiben und Drehen von Fernsehserien liegt dagegen wegen des Streiks der Drehbuchautoren ohnehin schon weitgehend auf Eis. Deren Gewerkschaft WGA hat ausserdem bereits Unterstützung von Set-Mitarbeitern erhalten, sodass kein Drehbetrieb aufrechterhalten werden konnte und Serien wie «Stranger Things» oder «Yellowjackets» aktuell nicht produziert werden.
Zudem waren bereits die in den USA beliebten Late-Night-Shows von Moderatoren wie Jimmy Kimmel oder John Oliver seit Anfang Mai wegen des Streiks komplett ausgefallen.
Wer genau tritt jetzt in den Streik? SAG-AFTRA hat mehr als 160'000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik betrifft aber nur Schauspielende für Serien und Filme.
Für sie ist die Mitgliedschaft in SAG-AFTRA häufig unabdingbare Voraussetzung, um in der US-Unterhaltungsbranche überhaupt an Schauspieljobs zu kommen, viele Produktionen schreiben sie sogar vor. Ausserdem bringt SAG-AFTRA für sie Zugang zu Krankenversicherung und Altersvorsorge, zwei Aspekte, die in einer unsicheren Branche für viele extrem wichtig sind.
Der Streik ist verbindlich, die Schauspielerinnen und Schauspieler dürfen nun nicht mehr vor der Kamera arbeiten. Produktionen mit nicht-gewerkschaftlich organisierten Schauspielern könnten theoretisch weitergehen, aber SAG-AFTRA hat bereits angekündigt, bei künftigen Mitgliedsanträgen auch abzufragen, ob ein Kandidat zu den Streikbrechern zählte.
Was sagt die Gegenseite? Der Verband AMPTP teilte mit, er habe «historische Gehalts- und Tantiemen-Erhöhungen» sowie «einen bahnbrechenden KI-Vorschlag zum Schutz der digitalen Abbilder von Schauspielern» angeboten. Disney-CEO Bob Iger sagte dem Sender CNBC, die Gewerkschaften hätten unrealistische Erwartungen.