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Streik in Hollywood legt Unterhaltungsindustrie lahm
Aus 10 vor 10 vom 13.07.2023.
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Krise in der Filmbranche Hollywood-Schauspieler streiken – das sind die Auswirkungen

Die Schauspielerinnen und Schauspieler Hollywoods treten nach gescheiterten Verhandlungen mit den grossen US-Filmstudios in den Streik. Was bedeutet das nun?

    Warum wird gestreikt? Die Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA wollen im Wesentlichen das Gleiche erreichen wie die Drehbuchautoren, die bereits seit dem 2. Mai streiken. Beide Kreativbranchen leiden darunter, dass mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden.

    Ausserdem bringen Wiederholungen bei Streaminganbietern anders als im stationären Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen. Zudem hatte SAG-AFTRA mitgeteilt, dass es eine «reale und unmittelbare Bedrohung» darstelle, wie animierte AI-Charaktere die Schauspielerei von Mitgliedern täuschend echt nachbilden könnten.

    Welche Folgen hat der Streik für Film- und Serien-Fans weltweit? Der Branchenseite «Entertainment Weekly» zufolge wird der neue Streik eher Auswirkungen auf die Filmbranche als auf TV-Produktionen haben. Wegen der anhaltenden Verhandlungen hatten einige grosse Firmen angekündigte Filmstarts bereits nach hinten verlegt, darunter sind Marvel mit neuen Superheldenfilmen zu «Captain America» oder «Blade», Disneys Realverfilmung des Animationshits «Vaiana» und die geplanten «Avatar»-Fortsetzungen.

    Weil Filme aber einen langen Produktions- und Marketingvorlauf haben, dürften sich die Folgen eines Streiks erst in einigen Monaten bemerkbar machen.

    Das Schreiben und Drehen von Fernsehserien liegt dagegen wegen des Streiks der Drehbuchautoren ohnehin schon weitgehend auf Eis. Deren Gewerkschaft WGA hat ausserdem bereits Unterstützung von Set-Mitarbeitern erhalten, sodass kein Drehbetrieb aufrechterhalten werden konnte und Serien wie «Stranger Things» oder «Yellowjackets» aktuell nicht produziert werden.

    Zudem waren bereits die in den USA beliebten Late-Night-Shows von Moderatoren wie Jimmy Kimmel oder John Oliver seit Anfang Mai wegen des Streiks komplett ausgefallen.

Kurzeinschätzung von US-Korrespondentin Barbara Colpi

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«Die Auswirkungen des Streiks hängen stark von der Dauer ab, könnten aber verheerend sein. Experten rechnen mit einem Ausfall von mehreren Milliarden Dollars für die Hollywood-Studios, wenn nicht schnell eine Lösung gefunden wird. Besonders Serien würden eigentlich jetzt gedreht und nach der Sommerpause ausgestrahlt. Nun steht alles still. Müssten Filmpremieren verschoben werden, käme dies zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da nach der Pandemie besonders um das Kinopublikum gebuhlt wird.

Es ist seit über 60 Jahren das erste Mal, dass es in Hollywood zu einem Doppelstreik kommt. Dies dürfte kein Zufall sein. Die Gewerkschaften sind in den USA zurzeit so stark wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Auch als Folge der Pandemie. Dazu bringt der Fachkräftemangel die Arbeitnehmenden in eine vorteilhaftere Situation. Weiter stimmt das politische Umfeld. Die Biden-Regierung setzt sich stark für bessere Arbeitsbedingungen ein und ermuntert gleichzeitig Gewerkschaften, dafür zu kämpfen. Gut möglich also, dass diese mit ihren Forderungen durchkommen. Denn einen langanhaltenden Streik kann sich Hollywood kaum leisten.»

Wer genau tritt jetzt in den Streik? SAG-AFTRA hat mehr als 160'000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik betrifft aber nur Schauspielende für Serien und Filme.

Für sie ist die Mitgliedschaft in SAG-AFTRA häufig unabdingbare Voraussetzung, um in der US-Unterhaltungsbranche überhaupt an Schauspieljobs zu kommen, viele Produktionen schreiben sie sogar vor. Ausserdem bringt SAG-AFTRA für sie Zugang zu Krankenversicherung und Altersvorsorge, zwei Aspekte, die in einer unsicheren Branche für viele extrem wichtig sind.

97.9 Prozent für einen Streik

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Rund 65'000 Mitglieder von SAG-AFTRA haben an der Urabstimmung am 7. Juni teilgenommen, 97.9 Prozent von ihnen sprachen sich für einen Streik aus. Danach gingen die Verhandlungen weiter – aber ohne Ergebnis.

Anlässlich der Urabstimmung hatte SAG-AFTRA für die Mitglieder die Ziele der Verhandlungen umrissen und geschrieben: «Wir brauchen einen Vertrag, der unsere Vergütungspläne verbessert und die Mitglieder vor Einkommensverlusten durch Inflation und sinkende Tantiemen für Wiederholungen schützt, genauso wie vor dem ungeregelten Einsatz von AI und dem Vorschreiben von selbst aufzunehmenden Vorsprech-Videos.»

    Der Streik ist verbindlich, die Schauspielerinnen und Schauspieler dürfen nun nicht mehr vor der Kamera arbeiten. Produktionen mit nicht-gewerkschaftlich organisierten Schauspielern könnten theoretisch weitergehen, aber SAG-AFTRA hat bereits angekündigt, bei künftigen Mitgliedsanträgen auch abzufragen, ob ein Kandidat zu den Streikbrechern zählte.

Was sagt die Gegenseite? Der Verband AMPTP teilte mit, er habe «historische Gehalts- und Tantiemen-Erhöhungen» sowie «einen bahnbrechenden KI-Vorschlag zum Schutz der digitalen Abbilder von Schauspielern» angeboten. Disney-CEO Bob Iger sagte dem Sender CNBC, die Gewerkschaften hätten unrealistische Erwartungen.

Zahlreiche Personen an Medienkonferenz.
Legende: Die Gewerkschaft SAG-AFTRA unter dem Vorsitz von Schauspielerin Fran Drescher (weisse Jacke) verkündet, in den Streik zu treten. REUTERS/Mike Blake

Als Ronald Reagan streikte

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Die Drehbuchbranche streikt häufiger, aber dass sowohl Schauspieler als auch Autoren gleichzeitig streiken, ist ungewöhnlich. Als wegweisend für die Branche gilt ein Streik von 1960. Damals streikten die Autoren fünf Monate, die Schauspieler schlossen sich sechs Wochen lang an, um die Zahlung von Krankenversicherungs- und Rentenbeiträgen für die Mitglieder durch die Produktionsstudios zu erreichen. Als SAG-Vorsitzender verhandelte damals ein Mann, der später Präsident der USA werden sollte: Schauspieler Ronald Reagan.

    SRF 4 News, 12.07.2023, 23:00 Uhr ; 

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