- Im Jemen sind nach UNO-Angaben rund zwei Millionen Menschen akut unternährt. Das Land leidet seit Jahrzehnten unter Nahrungsmittel- und Wasserknappheit.
- Die UNO will bei einer Geberkonferenz ein neues Hilfspaket schnüren. SRF News sprach mit dem Direktor für weltweite Opperationen beim IKRK, Dominik Stillhart.
«Jemen ist heute sicher das Land mit der grössten Nahrungsmittelknappheit von all diesen Ländern, die jetzt von einer Hungersnot bedroht sind,» betont IKRK-Direktor Dominik Stillhart. Damit könnte es also eine schlimmere Hungersnot sein als in Somalia, im Südsudan und im Nordosten Nigerias.
Im Jemen sind sieben Millionen Hungernde heute dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Besonders betroffen seien die Kinder, wie Stillhart weiss: «Fast eine halbe Million Kinder leiden an einer akuten Unterernährung und fast 15 Millionen Menschen haben ungenügenden Zugang zu einer Gesundheitsversorgung.»
Der Bürgerkrieg schwächt das Land besonders
Im zweijährigen Bürgerkrieg sind gegen 160 Spitäler und Gesundeitszentren zerstört worden. Nur noch ein Viertel der Gesundheitsversorgung funktioniert noch, weshalb das IKRK seine Prioriäten dort setzt: Chirurgische Teams für Kriegsverletzte, medizinisches Material für Spitäler sowie Nahrungsmittelhilfe und Unterstüzung bei der Trinkwasser-Versorgung.
Der Jemen sei jetzt besonders betroffen, weil er schon in den Jahrzehnten vor dem Bürgerkrieg unter Armut, Konflikten und Gewalt gelitten habe, stellt Dominik Stillhart vom IKRK fest.
Die Hauptparteien haben immer noch das Gefühl, eine militärische Lösung herbeiführen zu können.
Im zweitgrössten Staat der arabischen Halbinsel kämpfen Huthi-Rebellen gegen die Regierung, welche von einer saudiarabisch angeführten Militärallianz unterstützt wird.
Verschärft werde die Hungerkatastrophe durch die Seeblockade der Militärallianz. «Was wir heute sehen ist quasi ein perfekter Sturm. Auf der einen Seite ist Krieg und auf der anderen Seite gibt es diese Seeblockade, bei der nur noch etwa die Hälfte der Importe reinkommt», erklärt Stillhart. Und man wisse, dass Jemen zu 90 Prozent von Importen abhänge, was die Grundversorgung angehe.
Alle diplomatischen Bemühungen haben bisher nichts gebracht. Die Kämpfe hätten sogar wieder zugenommen, sagt Dominik Stillhart. «Weil die beiden Hauptparteien immer noch das Gefühl haben, eine militärische Lösung herbeiführen zu können.»