- Der Shutdown in Deutschland wird angesichts hoher Infektionszahlen grundsätzlich bis zum 28. März verlängert.
- Allerdings soll es je nach Infektionslage Öffnungsmöglichkeiten geben – das haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Ministerpräsidenten beschlossen.
- Vereinbart wurde eine stufenweise Öffnungsstrategie mit eingebauter Notbremse: Führen in einer Region einzelne Lockerungen zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen, werden dort automatisch alle schon erfolgten Erleichterungen wieder gestrichen.
Merkel sagte im Anschluss, man stehe an der Schwelle zu einer neuen Phase der Pandemie. «Jetzt liegt die Aufgabe der Politik darin, die nächsten Schritte klug zu gehen. Es sollen Schritte der Öffnung sein und gleichzeitig Schritte, die uns in der Pandemie nicht zurückwerfen dürfen.» In Europa gebe es viele Beispiele für eine «dramatische dritte Welle», sagte die Kanzlerin. «Diese Gefahr, da dürfen wir uns nichts vormachen, besteht auch für uns.»
Es sollen Schritte der Öffnung sein und gleichzeitig Schritte, die uns in der Pandemie nicht zurückwerfen dürfen.
Merkel betonte aber: «Der Frühling 2021 wird anders sein als der Frühling vor einem Jahr.» Inzwischen habe man bei der Bekämpfung der Pandemie zwei starke Helfer: die Impfstoffe und die erweiterten Testmöglichkeiten.
Die Kanzlerin machte deutlich, dass die Impfkampagne beschleunigt werden solle. Auch sollen kostenlose Schnelltests – mindestens einer pro Woche für jeden Bürger – von nächster Woche an durchgeführt werden. Bund und Länder erwarten zudem, dass auch Unternehmen als gesamtgesellschaftlichen Beitrag mit Tests mitziehen.
Wir haben die zweite Welle besiegt, und die dritte Welle rollt.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte: «Wir haben die zweite Welle besiegt, und die dritte Welle rollt.» Die Gefahr und Dimension der dritten Welle hänge von jedem Einzelnen ab. «Deshalb müssen wir sehr aufpassen, dass wir nicht unbedacht in den nächsten grossen Lockdown kommen.» Deshalb habe man jetzt «einen Dreiklang aus Vorsicht, Vertrauen und Verantwortung» beschlossen.
Schon vom 8. März an sollen nach den Beschlüssen die stark beschränkten privaten Kontaktmöglichkeiten gelockert werden. Dann werden wieder private Zusammenkünfte des eigenen Haushalts mit einem weiteren Haushalt möglich sein, jedoch beschränkt auf maximal fünf Personen. Je nach Inzidenz sollen in den Regionen weitere Regeln gelockert werden.
Nach den schon vorgenommenen ersten Öffnungen bei Schulen und Friseuren sollen nun in einem zweiten Schritt Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte folgen. In einzelnen Ländern sind diese bereits offen, jetzt sollen sie nach dem Beschluss der Bund-Länder-Runde bundesweit einheitlich dem Einzelhandel des täglichen Bedarfs zugerechnet werden. Voraussetzung ist, dass Hygienekonzepte und eine Kundenbegrenzung eingehalten werden.
Kritik an den Beschlüssen vom Handel und den Grünen
Der Einzelhandelsverband (HDE) zeigte sich enttäuscht. Die für eine Öffnung der Geschäfte vorgeschriebene stabile Inzidenz von 50 sei nicht flächendeckend in Sichtweite. Die damit weitgehend geschlossenen
Handelsunternehmen dürften bis Ende März im Vergleich zu 2019
weitere zehn Milliarden Euro Umsatz verlieren.
Auch Grünen-Chef Robert Habeck zeigt sich enttäuscht von den Bund-Länder-Beschlüssen. «Als Bürger fühlt man sich im Stich gelassen», sagt er im Deutschlandfunk. «Es wird auf Hoffnung gesetzt, das ist aber keine Strategie», kritisierte Habeck weiter. Erst müsse getestet werden, dann könne es Öffnungen geben.