Schritt für Schritt will die Schweiz ihre Corona-Massnahmen lockern. Ab Montag sind draussen wieder grössere spontane Treffen im Familien- und Freundeskreis erlaubt und Geschäfte, Sportanlagen im Freien sowie Museen und Zoos haben wieder geöffnet.
Weitere Lockerungen macht der Bundesrat von einem Bündel an Richtwerten abhängig: der Positivitätsrate, der Auslastung der Intensivplätze in den Spitälern mit Covid-19-Patienten, der durchschnittlichen Reproduktionszahl (R-Wert) über die letzten sieben Tage sowie der 14-Tage-Inzidenz.
Doch wie handhaben es unsere Nachbarn und andere europäische Länder? Ein kurzer Überblick:
Deutschland ist sehr viel zögerlicher, was Lockerungen angeht. Ab dem 1. März können Coiffeure wieder öffnen, in zehn Bundesländern gehen Kinder wieder in die Grundschulen. Weitere Lockerungen soll es eigentlich erst geben, wenn die sogenannte 7-Tage-Inzidenz, also die Summe der Neuinfektionen von sieben Tagen pro 100'000 Einwohner, stabil bei unter 35 liegt. Zwar sank dieser Wert bis Mitte Februar, seit vergangener Woche steigt er aber wieder an, weshalb Kritik an der einseitigen Konzentration auf die Inzidenzzahlen laut wird.
Am 3. März wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten. Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt auf eine «intelligente Öffnungsstrategie» mit umfangreichen Schnelltests, Selbsttests sowie Impfungen.
Einige Bundesländer preschen jedoch hervor. Bayern etwa will körpernahe Dienstleistungen wie Massagen ab März wieder erlauben und Baumärkte wieder öffnen. In Rheinland-Pfalz sollen Bekleidungsgeschäfte Shopping-Termine vergeben können und Hessen will seine Restaurantterrassen ab 1. April öffnen.
Grossbritannien verfolgt den ehrgeizigsten Plan aller grossen europäischen Länder. Bis zum 21. Juni sollen alle Massnahmen aufgehoben sein – vorausgesetzt, die Infektionszahlen bleiben unter Kontrolle und die Impfkampagne, die erfolgreicher verläuft als in den meisten anderen Ländern, geht weiter wie bisher. Premierminister Boris Johnson sprach von einer «Einbahnstrasse in die Freiheit» und sieht mehrere Lockerungsschritte vor.
Ab 8. März sollen alle Schulen öffnen, Heimbewohner dürfen wieder Besuch empfangen. Ab Ende März sind draussen Treffen von sechs Personen erlaubt, Sporteinrichtungen im Freien können wieder öffnen. Ab Mitte April sollen Läden, Museen, Büchereien und Aussenbereiche von Restaurants wieder offen sein. Mitte Mai folgen dann unter Auflagen Kinos, Hotels, Vereinssport in Innenräumen sowie grössere private Veranstaltungen bis 30 Personen wie etwa Hochzeiten. Bis zu 10'000 Menschen werden in Stadien zugelassen. Ab dem 21.6. – so der Plan – können die Briten auch wieder Diskotheken und grössere Events besuchen.
Österreich hat vor zweieinhalb Wochen seine Massnahmen gelockert. Seit dem 8. Februar sind Geschäfte und Schulen offen, mit negativem Coronatest sind Massage- und Coiffeur-Besuche möglich. In Schulen finden zweimal wöchentlich Selbsttests statt. Weiterhin gelten nächtliche Ausgangsbeschränkungen. Die Regierung denkt jedoch über weitere Öffnungen nach, etwa über Restaurantbesuche für getestete Menschen um Ostern herum.
Dabei hat das Land sein Ziel von Anfang Februar, die 7-Tage-Inzidenz auf weniger als 50 zu drücken, nicht erreicht. Der Wert liegt derzeit bei rund 140. Ein Grund dafür sei, so der österreichische Gesundheitsminister, der vermehrte Einsatz von Massentests. Ab Ende Februar sollen zudem Gratistests in Apotheken verfügbar sein.
Italien hat noch keine Pläne für weitere Lockerungen gefasst – im Gegenteil, da die Inzidenzzahlen steigen und Virusvarianten sich verbreiten. Seit dem 1. Februar wurden die Massnahmen leicht gelockert, es gilt ein Ampelsystem. In gelben Regionen haben Museen offen, Restaurants und Bars empfangen bis 18 Uhr Gäste. In orangen Gebieten haben Lokale und Museen geschlossen, Cafés jedoch bis 18 Uhr geöffnet. In roten Regionen haben Geschäfte, Lokale und Kultureinrichtungen zu. Für ganz Italien gilt eine nächtliche Ausgangssperre.
Jeweils zu Wochenbeginn werden die Regionen neu bewertet, die meisten sind derzeit gelb. Dabei ist nicht der Inzidenzwert entscheidend, sondern ein Algorithmus, der die Auslastung der Spitäler und Intensivbetten, die Übersterblichkeit und andere Kriterien einbezieht.
Wegen einer befürchteten dritten Welle wurden die strengen Reisebeschränkungen innerhalb Italiens bis Ende März verlängert.
In Frankreich herrscht seit November 2020 kein strenger Lockdown mehr, weitere Lockerungen sind aber auch nicht im Gespräch. Coiffeure, Metzger und Buchläden haben auf, Restaurants, Bars, Cafés und andere Geschäfte sind dagegen seit Herbst geschlossen. Zudem herrscht ab 18 Uhr Ausgangssperre.
Weitergehende Massnahmen sind lokal möglich. So schliesst etwa Nizza an den kommenden beiden Wochenenden alle Geschäfte, weil die 7-Tage-Inzidenz auf über 600 geklettert ist.
Zudem hat Frankreich schärfere Kontrollen an der Grenze zu Deutschland angekündigt. Nicht berufsbedingte Pendler, für die bislang Ausnahmen galten, müssen negative PCR-Tests vorlegen. Grund ist die Ausbreitung der südafrikanischen Virus-Variante in der französischen Region Moselle, die an Deutschland und Luxemburg grenzt.