Fluchend stapft der Rapper Art Melody in seinen weiten Jeans durchs trockene Gras. Soeben hat er einen Mangobaum entdeckt, dessen Blätter verdorrt runterhängen. «Termiten», erklärt er. Nicht alle Versuche des Neo-Bauern sind von Erfolg gekrönt.
Im Hühnerstall sieht es besser aus. «Seit über zwei Jahren habe ich kein einziges Ei mehr gekauft», erzählt er stolz. Auch mit Mais, Bohnen und sogar Öl könne er sich selbst versorgen.
Die Eltern trommelten auf dem Feld
Wenn Art Melody, mit bürgerlichem Namen Mamadou Konkobo, nicht auf seinem Hof ist, dann meist im Proberaum oder auf der Konzertbühne. Der 43-Jährige rappt in den lokalen Sprachen Dioula und Mooré. Er hat damit in seiner Heimat Burkina Faso, aber auch international Erfolg.
Die Musik dient auch als Psychohygiene. «Dabei kann ich alles loswerden, sonst würde ich irgendwann explodieren», lacht der Musiker. Seine Eltern waren Bauern, aufs Feld nahmen sie ihre Trommeln mit. «Sie legten die Instrumente unter einen Baum, arbeiteten, und in den Pausen machten sie Musik.»
Musik und Landwirtschaft, das fühlt sich darum für Art Melody ganz natürlich an. «Ich bin Rapper in der Nacht und Bauer am Tag», so sein Credo. Am Morgen sei dies manchmal anstrengend – «die Tiere sind nicht müde».
Afrikas Bauern sind überaltert
Art Melody hofft, dass dank ihm mehr Junge die Landwirtschaft (wieder)entdecken würden. Denn Afrika hat ein Problem: Den Jungen erscheint die harte Feldarbeit ihrer Eltern nicht besonders attraktiv. Viele ziehen in die Stadt.
In fünf Jahren ist hier alles voll von Bäumen und Tieren – du wirst staunen!
Bauern sind in Afrika im Schnitt 60-jährig, laut UNO-Landwirtschaftsorganisation. Und das auf dem jüngsten Kontinent der Welt. Die harte Arbeit, die wirtschaftliche Unsicherheit, das treibt die Jungen in die Zentren. Dabei sei die Arbeit als Bauer durchaus attraktiv, so der Rapper: «In fünf Jahren ist hier alles voll von Bäumen und Tieren – du wirst staunen!»
Junge Bauern als Unternehmer
In seinen Hof hat der Musiker bereits mehrere zehntausend Franken investiert. Nicht nur in Burkina Faso ist der Landkauf eine Herausforderung. Die Investitionen zahlen sich oft erst nach Jahren aus, Bankkredite sind schwer erhältlich. Dazu kommt, dass die Politik die Landwirtschaft meist vernachlässigt. Obwohl die Mehrheit der Menschen südlich der Sahara von der Landwirtschaft lebt, oft als Selbstversorger.
Art Melody ist eine Ausnahme. Doch die Ausnahmen nehmen zu: Jüngere, gutgebildete Afrikaner aus den Städten, die etwa Chia-Samen anpflanzen, oder ihr Gemüse direkt via Internet vertreiben. Welche die Landwirtschaft unternehmerisch angehen.
Damit alleine kann die Landflucht kaum gebremst werden. Doch die neuen Bauern zeigen zumindest, dass Landwirtschaft in Afrika auch attraktiv sein kann.