Die CSU fährt in Bayern ein historisch schlechtes Resultat ein und verliert ihre absolute Mehrheit. Sie kommt noch auf 37,2 Prozent der Stimmen. Es hätte für die Christlichsozialen aber noch schlimmer kommen können, sagt Deutschland-Korrespondent Peter Voegeli.
SRF News: Wie geht's jetzt weiter in Bayern?
Peter Voegeli: Deutschland ist in diesen Monaten wie das Lotto – ohne Gewähr. So, wie die Lage am Montagmorgen aussieht, ist das Wahlresultat zwar ein historischer Absturz, aber mit einer unverdient weichen Landung für die CSU. Der Grund: Es reicht für eine Koalition zwischen CSU und Freien Wählern, die sich inhaltlich sehr nahe sind – wie früher die CDU und die CSU. Zudem war diese «Wahlkatastrophe» mit dem schlechtesten Resultat seit 1950 zwar ein Absturz, aber mit langem Anlauf. Erwartet worden war ein Rückgang auf bis zu 34 Prozent. Jetzt sind 37,2 Prozent geworden, was psychologisch ein bisschen hilft.
Was bedeutet das Ergebnis für CSU-Chef Horst Seehofer, Innenminister in der Regierung Merkel?
Der CSU-Parteichef ist angezählt. Seine Tage als Innenminister und Parteichef sind ohne Zweifel gezählt. Aber auch hier geht vielleicht alles nicht so schnell. Denn Seehofer will nicht freiwillig abtreten. Wenn man ihn stürzen will, braucht es einen Sonderparteitag, was weitere Unruhe verursacht. Zugleich sind die potenziellen Nachfolger, darunter Ministerpräsident Markus Söder, noch nicht bereit. Aber natürlich ist die Stimmung bei der CSU vor allem bei den abgewählten Parlamentariern mies. Man muss auch abwarten, was die am Montag anstehende CSU-Vorstandssitzung bringen wird.
Was heisst das Ganze für die Grosse Koalition in Berlin?
Es knirscht im Gebälk, aber das Haus steht noch. Denn die bayrische Landesverfassung verlangt eine Regierungsbildung binnen eines Monats. Die CSU ist also absorbiert. Die CDU wartet die Landtagswahl in Hessen in zwei Wochen ab. Aber es rumort massiv in der Union. Und die SPD ist wie eine Ertrinkende, die sich an ein sinkendes Schiff namens Grosse Koalition klammert. Generell ist der Wunsch nach Wechsel trotz wirtschaftlich guter Lage in Deutschland gross. Das Ende wird also kommen, aber für den Zeitpunkt werden noch Wetten angenommen.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.