Weniger als zwei Wochen vor der US-Wahl sind Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden beim zweiten und letzten TV-Duell aufeinandergetroffen. Ein prüfender Blick auf die Aussagen der beiden Kandidaten:
Trump und das Coronavirus: Das Coronavirus wird «verschwinden» und die Pandemie schon bald zu Ende sein, so der US-Präsident.
Bewertung: Die Aussagen Trumps stehen im Widerspruch zu Wissenschaftlern und der gegenwärtigen Entwicklung. Wissenschaftler wie der US-Immunologe Anthony Fauci gehen davon aus, dass es angesichts der weltweiten Verbreitung des Coronavirus nicht mehr möglich ist, den Erreger komplett auszurotten. Auch mit einem Impfstoff dürfte es noch während Jahren immer wieder Infektionen geben. Zudem stieg die Zahl der Neuinfektionen in den USA zuletzt wieder auf knapp 63'000 innerhalb von 24 Stunden.
Biden und das Fracking: Er habe nie gesagt, dass er gegen Fracking sei, so Joe Biden.
Bewertung: Das ist falsch. In einer Debatte während der Vorwahlen im März hatte sich Biden zustimmend zu einer Äusserung seines damaligen Kontrahenten Bernie Sanders geäussert, der forderte, dass Fracking so schnell wie möglich gestoppt werden müsse. Später stellte sein Wahlkampfteam klar, dass Biden gemeint habe, neue Fracking-Vorhaben zur Erdgas-Förderung einschränken zu wollen. Mittlerweile sagt Biden, gegen ein generelles Frackingverbot zu sein. Er wolle nur keine neuen Genehmigungen dafür auf Flächen im Besitz des Bundes zulassen.
Trump und die Korruptionsvorwürfe: Biden habe 3.5 Millionen Dollar von Russland bekommen.
Bewertung: Dafür gibt es keine Beweise. Der Vorwurf von Trump an Biden ist neu. Ein ähnlicher Vorwurf war zuvor aber in Richtung von Bidens Sohn Hunter geäussert worden. Auch dafür gab es allerdings keine Beweise. Eine Untersuchung der Republikaner im US-Senat kam zu dem Schluss, dass die Witwe des ehemaligen Bürgermeisters von Moskau 2014 ein Beraterhonorar in Höhe von 3.5 Millionen US-Dollar auf das Bankkonto der Firma Rosemont Seneca Thornton überwiesen hat. In einem Bericht zu der Untersuchung hiess es, dass Hunter Biden 2013 die Investmentgesellschaft mitbegründet hatte.
Hunter Bidens Anwalt erklärte daraufhin, sein Mandant habe weder Anteile an der Firma gehalten, noch sei er ein Mitbegründer – Geld habe er keines erhalten. Joe Biden sagte in der Debatte, er selbst habe niemals auch nur einen «Penny» aus einem anderen Land angenommen.
Trumps Behauptung zu Nordkorea: Der US-Präsident erklärte, seine Korea-Politik habe Millionen Leben gerettet.
Bewertung: Für die Aussage gibt es keine Grundlage. Trump hat sich dreimal mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un getroffen, um das Land zur Aufgabe seines Atomwaffenprogramms zu bewegen. Dies ist aber bislang nicht gelungen. Seit einem gescheiterten Gipfeltreffen Kims und Trumps im Februar 2019 kommen die Nuklearverhandlungen nicht mehr voran.
Biden und das «geheime» Konto von Trump: Trump habe ein geheimes Konto in China, erklärte der ehemalige Vizepräsident.
Bewertung: Das ist laut Trump nicht mehr aktuell. Die «New York Times» hatte diese Woche über ein bisher unbekanntes Konto von Trump in China berichtet. Es tauche nicht in öffentlich zugänglichen Auflistungen von Trumps persönlichen Vermögenswerten auf, schrieb die Zeitung. Trump sagte nun in der TV-Debatte, dass er das Konto schon vor Jahren geschlossen habe. Er habe damals überlegt, in den Hotelmarkt in China einzusteigen, sich aber dagegen entschieden.