Zum zweiten Mal lieferten sich die beiden Präsidentschaftsbewerber am Fernsehen einen direkten Schlagabtausch. Er verlief im Gegensatz zum ersten Duell diesmal ruhiger und sachlicher.
Einen grossen Anteil daran hatte eine Stummschalte-Taste, aber auch Moderatorin Kristen Welker, die geschickt die Zügel in den Händen behielt. Sie stellte klare Fragen und sorgte souverän dafür, dass beide Kandidaten gleich viel Redezeit erhielten.
Frontale Angriffe auf Biden
Auffällig war aber auch, dass Präsident Trump sichtlich bemüht war, Joe Biden nicht zu oft ins Wort zu fallen. In der Sache jedoch liess er kaum eine Gelegenheit verstreichen, um den früheren Vizepräsidenten frontal anzugreifen.
Zum einen wiederholte er die unbewiesenen Vorwürfe, Bidens Sohn Hunter habe mithilfe seines Vaters krumme Geschäfte gemacht. Zum anderen brandmarkte Trump seinen Konkurrenten mehrmals als wirkungslosen Karrierepolitiker ohne Leistungsausweis.
Joe Biden sparte seinerseits nicht mit harter Kritik am Präsidenten. Er warf ihm vor, in der Bekämpfung der Pandemie versagt zu haben, Autokraten wie Wladimir Putin zu schmeicheln und in der Auseinandersetzung um Rassismus immer wieder Öl ins Feuer zu giessen. Immer wieder wandte er sich dabei direkt an die Zuschauer und zeichnete einen scharfen charakterlichen Kontrast zwischen sich und dem amtierenden Präsidenten.
Biden betrat Bühne mit Maske
Viel Raum nahm die Debatte über die Corona-Pandemie ein. Trump führte sogleich seine eigene Erkrankung in Feld. Seine schnelle Genesung zeige, dass das Virus an Gefährlichkeit verloren habe und dass es bald wieder verschwinden werde.
Biden hingegen sprach von einem dunklen Winter, der bevorstehe. Die unterschiedlichen Positionen offenbarten sich gleich zu Beginn der Debatte auch optisch. Im Gegensatz zum Präsidenten betrat der frühere Vizepräsident die Bühne demonstrativ mit Maske und nahm sie erst an seinem Pult publikumswirksam ab.
Wohl nur wenig Auswirkungen auf die Wahl
Das Fernsehduell verlief zwar gesitteter, doch beide Kandidaten griffen einander zunehmend auch ganz persönlich an. Der harte Schlagabtausch liess aber auch die ganz unterschiedlichen Visionen erkennen und die grundverschiedenen Führungspersönlichkeiten.
Ob sie damit aber zusätzliche Wählerstimmen gewinnen konnten, darf bezweifelt werden. Zum einen ist die Zahl der Unentschlossenen schon seit Monaten auffallend klein. Zum anderen haben bereits fast 50 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben.