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Militärexperte über US-Berichte zu iranischen Raketenlieferungen an Russland
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.09.2024. Bild: Morteza Nikoubazl via Imago
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Liefert Iran Russland Raketen? Militärexperte: Iranische Raketenlieferung an Russland «denkbar»

Der Iran soll offenbar Kurzstreckenraketen an Russland geliefert haben. Das haben US-Medien berichtet. Der Iran hat die Meldungen dementiert und auch das US-Aussenministerium hat sie bisher nicht bestätigt.

Militärexperte Fabian Hoffmann erklärt, warum diese Berichte plausibel sind und was Russland mit solchen Raketen anstellen könnte.

Fabian Hoffmann

Militärexperte

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Fabian Hoffmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Oslo Nuclear Project (ONP). Seine Forschungsschwerpunkte sind Raketentechnologie, Nuklearstrategie und Verteidigungspolitik. Vor seiner Tätigkeit an der Universität Oslo arbeitete Hoffmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am International Institute for Strategic Studies (IISS).

SRF News: Herr Hoffmann, für wie glaubwürdig halten Sie diese Berichte?

Fabian Hoffmann: Es ist nicht zum ersten Mal die Rede davon. Es gab bereits im April erste Berichte, dass Kurzstreckenraketen oder teilweise sogar Mittelstreckenraketen aus dem Iran nach Russland exportiert worden seien. Das beruft sich auf Berichte von amerikanischen Offiziellen, ähnlich wie jetzt. Was wir nicht gesehen haben, ist, dass diese Raketensysteme in der Ukraine eingesetzt oder innerhalb von Russland sichtbar stationiert wurden. Wir müssen uns also auf die Aussagen der amerikanischen und auch EU-Geheimdienste verlassen, die – was den Ukraine-Krieg angeht – immer richtig lagen. Es ist durchaus denkbar, dass sich Russland, das sich in seiner Rüstungskapazität beschränkt sieht, vermehrt auf Verbündete wie den Iran berufen will.

Russland benutzt schon iranische Drohnen und soll auch die Baupläne dafür erhalten haben. Waffenhandel zwischen Iran und Russland findet also offensichtlich statt. Weshalb dementiert Iran diese Berichte dennoch?

Iran hat mit den Sanktionen der EU und den USA zu kämpfen. Es geht wohl darum, die Beziehungen zu den EU-Staaten und zu den USA nicht weiter zu vergraulen. Iran ist sich bewusst, dass wenn es zusätzlich zu den Drohnen, die teils nur gegen zivile Einrichtungen eingesetzt werden, Raketensysteme liefert, es keinen guten Eindruck bei der internationalen Gemeinschaft macht.

Wir müssen uns immer wieder klarmachen: Quantität hat eine Qualität an sich.

Im Berichten ist von 200 ballistischen Kurzstreckenraketen die Rede. Wofür könnten diese eingesetzt werden?

Genau. Anders als bei den ersten Berichten im April soll es sich nun tatsächlich um Kurzstreckenraketen handeln, mit einer Reichweite von nur bis zu 120 Kilometern. Das heisst, wenn diese in der Nähe der Frontlinie eingesetzt werden, kommen sie nicht weit. Deshalb gehe ich davon aus, dass diese Raketen, die verglichen mit einer normalen Artilleriegranate deutlich mehr Sprengkraft haben, ähnlich wie die russischen Gleitbomben für Ziele direkt an der Frontlinie benutzt werden. Dies, um verstärkte ukrainische Stellungen auszuschalten und die Ukraine an der Front unter Druck zu setzen.

Sie sagten, man kann mit diesen Raketen nicht tief ins Innere der Ukraine angreifen. Bringen sie denn keinen Vorteil?

Doch. Wir müssen uns immer wieder klarmachen: Quantität hat eine Qualität an sich. Selbst wenn diese Waffensysteme keine neuen Fähigkeiten im russischen Arsenal liefern, bieten sie mehr Sprengkraft, mehr Masse.

Das geht so weit, dass die Rüstungsindustrie mit der russischen Armee um neue Angestellte konkurriert.

Russland hat die eigene Waffenproduktion seit Kriegsbeginn hochgefahren. Sie erwähnten, Russland sei am Anschlag. Ist das Land auch deshalb auf ausländische Hilfe angewiesen?

Genau. Die russische Rüstungsindustrie im Jahr 2024 läuft auf Hochtouren, hundert Prozent Kapazität. Das geht so weit, dass die Rüstungsindustrie mit der russischen Armee um neue Rekruten beziehungsweise Angestellte konkurriert, die die (Hoch-)Schulen in Russland verlassen. Dementsprechend, was die Kriegskapazität angeht, ist es für Russland umso wichtiger, sich auf seine Verbündete zu verlassen.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

Krieg in der Ukraine

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SRF 4 News, 10.09.2024, 06:20 Uhr ; 

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