Die türkische Lira im freien Fall: Zwar hat die türkische Zentralbank Notfall-Massnahmen eingeleitet – jedoch ohne grosse Wirkung, im Gegenteil: die Nervosität steigt.
Die Zahlen hatten lange gut ausgesehen. So wuchs die türkische Wirtschaft im letzten Jahr um starke sieben Prozent. Ein Wachstum auf Pump, so die Analystin Anlagespezialistin Christa Janjic-Marti: «Die türkische Wirtschaft ist bei solchen Wachstumsraten angewiesen auf Kapital aus dem Ausland.» Und genau das habe man in den letzten Jahren stark gesehen; Einen rasanten Anstieg der Verschuldung türkischer Firmen und Banken.
Massiv teurerer Einkauf – massiv teurere Zinsen
Für türkische Firmen wird mit dem Währungszerfall nicht nur der Einkauf im Ausland massiv teurer, sondern auch die Zinsen für die ausländischen Kredite. Zu den grössten Gläubigern der Türkei gehören Europas Banken.
Vor allem bei spanischen Geldhäusern geht es um viel: 80,9 Milliarden Dollar haben sie türkischen Firmen und Banken geliehen. Es folgen Finanz-Institute aus Frankreich, Grossbritannien, Italien und Deutschland. Die Schweiz ist im Vergleich ein kleiner Kreditgeber.
Der Absturz der Lira werde deshalb nicht allein eine türkische Krise bleiben. «Das dürfte die Profitabilität einzelner Institute in Spanien, in Frankreich, vielleicht auch in Italien betreffen», sagt Janjic-Marti. «Wenn wir das ganze jedoch im Kontext des gesamten Bankensystem anschauen, handelt es sich immer noch um relativ kleine Beträge.»
Keine Gefahr vor finanziellem Flächenbrand
Die türkische Währungskrise wird sich also nicht zu einer grossflächigen Finanzkrise ausweiten. Ohne Hilfe des internationalen Währungsfonds IWF wird es die Türkei aber nicht aus der Krise schaffen, so Janjic-Marti: «Die Währungsreserven sind zur Zeit tiefer als die ausstehenden Schulden, die in den nächsten 12 Monaten bedient werden müssen.»
Die türkische Zentralbank hat Gold und Devisen in den Markt gepumpt. Für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung wäre aber vor allem eine Zins-Anhebung nötig.