Darum geht es: Die Luft in Indien gehört zu den schmutzigsten der Welt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Indien über eine Million Todesfälle darauf zurückzuführen. In Nordindien und der Hauptstadtregion ist die Lage besonders schlecht.
Gründe für die Luftverschmutzung: «Einerseits ist Delhi eine Riesenstadt mit sehr vielen Leuten, Industrie, verschiedensten Emissionen vom Verkehr bis zu Feuerungen», erklärt André Prévôt, Atmosphärenforscher am Paul Scherrer Institut (PSI). Andererseits spiele die Lage eine Rolle: Nicht nur Delhi, sondern die ganze Region im Gangestal trage zur Verschmutzung bei und sei betroffen – somit rund eine Milliarde Menschen. Ähnlich wie in der Poebene in Italien gibt es aufgrund der Berge einen Kessel. Die Luft kann nicht gut weg. Zusätzlich: «Wenn es nicht regnet, dann können sich die Luftschadstoffe über eine längere Zeit sehr stark akkumulieren», so Prévôt. «Darum ist es eigentlich der am stärksten verschmutzte Ort auf der Erde.»
Deshalb sind die Emissionen so toxisch: Neben der Abfallverbrennung, bei der die Menschen auch Plastik verbrennen, führt die weitverbreitete Verbrennung von Kuhdung zu einer Verschärfung der Lage. In vielen Teilen Indiens werden die Kuhfladen traditionell als Brennstoff und zum Kochen genutzt. André Prévôt hat zusammen mit einem internationalen Forschungsteam untersucht, was daran besonders gefährlich ist: «Sehr wichtig ist in Delhi und Nordindien die unvollständige Verbrennung. Heisst: Am Schluss hat man nicht einfach CO2 und Wasser, wie bei einer idealen Verbrennung. Man hat daneben eben Feinstaubpartikel, die sehr toxisch sein können.» Das Problem spitze sich aber noch zu: «Wenn die Partikel in der Atmosphäre sind und durch Sonnenlicht oxidieren, dann werden diese Emissionen noch toxischer.» Durch die Kuhdungverbrennung unterscheide sich Indien folglich von fast allen Orten auf der Welt.
Auswirkungen auf die Gesundheit: Die Verschmutzung verursacht Herz-, Lungen- und Kreislauferkrankungen. «Es führt zu verfrühten Todesfällen. In Nordindien alleine sterben schätzungsweise 1 bis 1.5 Millionen Menschen pro Jahr nur wegen der Luftverschmutzung», so Prévôt. So ist auch die Lebenserwartung um einige Jahre tiefer als in Europa.
Diese Massnahmen könnten helfen: Neben einer effizienten Abfallentsorgung ist es laut Prévôt wichtig, insbesondere vermögensschwachen Menschen den Zugang zu sauberen Energiequellen zu ermöglichen. «Für sie ist zum Beispiel Gas zu teuer.» Mit dem National Clean Air Programme hat sich die indische Regierung zwar selbst hohe Ziele gesetzt, doch «es ist wichtig, dass man im ganzen Gebiet inklusive Pakistan und Bangladesch versucht Emissionen zu reduzieren.» Die Luft könne sich nun mal einfach hin- und herbewegen.