- Nach den Auseinandersetzungen in Venezuela zeigten sich sowohl Staatspräsident Nicolás Maduro als auch sein Kontrahent Juan Guaidó am Dienstagabend (Ortszeit) unnachgiebig.
- Zuvor hatten sich Demonstranten und regierungstreue Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Caracas schwere Auseinandersetzungen geliefert.
- Spitäler berichten von mindestens 77 Verletzten und zwei Toten.
- Der selbsternannte Interimspräsident Guaidó hatte zuvor in einer Videobotschaft zum Sturz Maduros aufgerufen.
Maduro erklärte in einer Fernsehansprache am Dienstagabend, der Aufstand der Opposition sei gescheitert. Er danke der Militärführung für den Mut bei der Verteidigung des Friedens, so Maduro. Die abtrünnigen Soldaten würden bestraft.
Der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó rief dagegen die Menschen in Venezuela in einer Videobotschaft dazu auf, am Mittwoch erneut auf die Strasse zu gehen. Maduro werde von der Armee nicht mehr unterstützt.
Tränengas gegen Demonstranten
Nach Guaidós Aufruf zum Sturz hatten am Dienstag vermummte Regierungsgegner in Caracas gepanzerte Militärfahrzeuge angegriffen. Ein Panzerwagen raste in die Menge, wie mehrere Medien berichteten.
Nahe dem Luftwaffenstützpunkt La Carlota schleuderten Demonstranten Steine auf Nationalgardisten auf Motorrädern. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Zuvor hatte der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó einige Soldaten auf seine Seite gezogen und den Rest der Streitkräfte dazu aufgerufen, sich ihm anzuschliessen.
Abtrünnige Soldaten befreiten zudem den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo López aus dem Hausarrest. «Militärs haben mich auf Anweisung von Präsident Guaidó befreit», schrieb López auf Twitter. «Jetzt ist die Stunde, um die Freiheit zu erringen», so López.
Der Gründer der Oppositionspartei Voluntad Popular (Wille des Volkes) sitzt seit 2014 in Haft. Damals waren bei Protesten gegen die Regierung mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Ein Gericht verurteilte ihn wegen Anstachelung zur Gewalt zu fast 14 Jahren Haft. Zuletzt sass der Oppositionsführer in Hausarrest. Zahlreiche Regierungen und Menschenrechtsorganisationen sehen in López einen politischen Gefangenen.
Die sozialistische Regierung von Präsident Maduro sprach von nur einer kleinen Gruppe Soldaten, die sich Guaidó angeschlossen habe. «In diesem Moment schalten wir eine kleine Gruppe verräterischer Soldaten aus», schrieb Kommunikationsminister Jorge Rodríguez auf Twitter. «Wir rufen das Volk dazu auf, in maximaler Alarmbereitschaft zu bleiben und gemeinsam mit den glorreichen Streitkräften den Putschversuch abzuwehren und den Frieden zu erhalten.»
Trump beobachtet Lage
Die USA haben die Mitglieder der venezolanischen Regierung dazu aufgerufen, sich gegen Präsident Maduro zu stellen. US-Sicherheitsberater John Bolton forderte den venezolanischen Verteidigungsminister Vladimir Padrino und andere dazu auf, sich dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó anzuschliessen.
Bolton erklärte, den USA gehe es um einen friedlichen Machtübergang in Venezuela. Er betonte zugleich aber, dass weiterhin alle Optionen auf dem Tisch lägen. US-Präsident Trump schrieb auf Twitter, er beobachte die Lage sehr genau. Die USA stünden an der Seite des venezolanischen Volkes.