- Zwischen Mitternacht und 6.00 Uhr morgens (Ortszeit, 7.00 Uhr MEZ) registrierten die isländischen Behörden etwa 880 Erdbeben, wie der öffentlich-rechtliche Sender RUV berichtet.
- Auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik kann es entsprechend zu einem Vulkanausbruch kommen.
- Der Ort Grindavík ist schon in der Vornacht vorsorglich evakuiert worden.
Die Erschütterungen seien alle unter der Stärke von 3.0 geblieben. Es sei deshalb viel ruhiger gewesen als in den vorigen zwei Nächten, so RUV. Nichtsdestotrotz kann es auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik noch zu einem Vulkanausbruch kommen.
Daten aus der Nacht zeigten aber keine Veränderung der Magma-Kammern und deuteten nicht darauf hin, dass sich die Aktivität der Oberfläche nähert. Allerdings sind sich viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sicher, dass eine Eruption bevorsteht. Es dauere höchstens nur noch ein paar Tage, heisst es auf Island.
Nach einem mehrtägigen Erdbebenschwarm – einer bestimmten Form einer Erdbebenserie – haben die Behörden den Ort Grindavík mit etwa 3700 Einwohnerinnen und Einwohnern evakuiert und auch die nahe Blaue Lagune geschlossen, die bekannteste Touristenattraktion der Insel im Nordatlantik.
Fotos aus der Gegend zeigen tiefe Risse in den Strassen und meterbreite Erdlöcher. Es wird von erheblichen Schäden an Häusern ausgegangen. Am Mittag wollte die isländische Regierung über die Lage beraten.
Prognose zu Ort und Zeit schwierig
Der genaue Zeitpunkt eines möglichen Vulkanausbruchs könne nicht vorhergesagt werden, sagte derweil Bjarki Kaldalóns Friis von der Wetterbehörde. Auch der genaue Ort könne nur geschätzt werden. Der Magmatunnel verlaufe nun unter Grindavík. Es sei aber auch möglich, dass die Eruption unter dem Meer stattfinden werde.
Die neue Erdbebenserie hat vor knapp zweieinhalb Wochen begonnen. Seitdem ist es zu Tausenden Beben gekommen. Bereits 2021, 2022 sowie in diesem Sommer war es zu Vulkanausbrüchen gekommen. Sie hatten sich jeweils mit längeren Erdbebenserien angekündigt. Eine Gefahr für bevölkerte Gegenden bestand bei allen drei bisherigen Eruptionen jedoch nicht. Der Luftverkehr ist bis anhin nicht beeinflusst worden.
Falls die Eruption unter Wasser erfolgt, könnte sich aber beim Luftverkehr etwas ändern. Dann würde sich vermutlich eine Aschesäule bilden.
Ein solches Szenario weckt Erinnerungen an das Frühjahr 2010: Damals hatte der Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull den internationalen Flugverkehr über Tage ins Chaos gestürzt. Mehr als 100'000 Flüge wurden gestrichen, zahlreiche Passagiere sassen teils tagelang fest.
Das Land der Gletscher, Vulkane und Geysire liegt auf der Naht zwischen nordamerikanischer und eurasischer Platte. Deshalb kommt es auf der Insel mit insgesamt knapp 390'000 Einwohnern häufig zu seismischer Aktivität. Vulkanausbrüche mit spektakulären Bildern locken auch immer wieder Schaulustige und Touristen an.