Ab sofort dürfen alle öffentlichen Einrichtungen sowie Kaufhäuser, Kinos, Büros, Geschäfte, Hotels, Bahnhöfe und Flughäfen in Spanien ihre Räumlichkeiten nicht mehr auf unter 27 Grad herunterkühlen.
Für uns in der Schweiz tönt das nicht nach den einschneidendsten Massnahmen. In Spanien allerdings kletterten die Temperaturen diesen Sommer verbreitet auf 40 Grad und mehr.
Erleichterung für körperlich Arbeitende
So auch in Madrid, von wo aus Franca Welz für die ARD berichtet. «Wir schwitzen jetzt schon und tun das auch weiterhin», sagt sie mit einem Schmunzeln. Und sie macht darauf aufmerksam, dass durchaus differenziert wird.
So können Einrichtungen mit Mitarbeitenden, die körperlich besonders gefordert werden, die Klimaanlagen auf bis zu 25 Grad einstellen. Die Regelung gilt etwa für Bars, Restaurants oder Spitäler.
Dass man nicht einfach weiterhin die gekühlte Luft aus Geschäften direkt in die Fussgängerzone strömen lassen kann, ist allen klar.
Und auch wer Sport treiben möchte, wird etwas geschont. «Bei 27 Grad ins Fitnessstudio zu gehen, wäre dann auch wirklich schwierig», sagt Welz. Im kommenden Winter wird man die Innenräume unterdessen auf höchstens 19 Grad beheizen dürfen.
Die Mehrheit der Leute, mit denen die deutsche Journalistin in Spanien über den Energiesparplan der Regierung gesprochen hat, zeigen durchaus Verständnis. Der Tenor: Es hilft alles nichts – es muss jetzt etwas passieren.
Denn vielen Menschen sei bewusst, dass man sich auf eine drohende Mangellage vorbereiten müsse, sagt Welz. «Zudem geht es für sie auch um Klimaschutzfragen.»
Massnahmen gegen Energieverschwendung
Die Folgen des Klimawandels sind gerade auch in Spanien spürbar, das unter einer historischen Hitzewelle und Waldbränden leidet. «Dass man nicht einfach weiterhin die gekühlte Luft aus Geschäften direkt in die Fussgängerzone strömen lassen kann, ist auch allen klar», sagt Welz.
So müssen Läden und Betriebe mit automatischen Systemen ihre Türen künftig geschlossen halten, um je nach Jahreszeit das Entweichen von Wärme oder kühler Luft zu vermeiden. Die Beleuchtung nicht genutzter Büros, von Schaufenstern und von Denkmälern muss nach 22 Uhr ausgeschaltet werden.
Das letzte Wort ist nicht gesprochen
Aus der Politik gab es allerdings teils heftige Kritik am Energiesparplan der Regierung – so etwa von der Opposition. Auch mehrere Regionalregierungen klagten, dies werde zu weniger Konsum und mehr Unsicherheit führen. Die konservative Regierungschefin der Region Madrid will beim Verfassungsgericht gegen den Sparplan klagen.
Neben der lauten Kritik gebe es aus einigen Regionen aber auch positivere Signale, schliesst Welz. «Und letztlich liegt es an den örtlichen Verwaltungen, den Energiesparplan durchzusetzen. Sie müssen die Massnahmen überwachen und gegebenenfalls Strafen verhängen.»