- Laut mexikanischem Innenministerium übersteigt die Zahl der Vermissten erstmals die 100'000er-Marke.
- Dies spiegelt die Gewalt wider, die das nordamerikanische Land im sogenannten Drogenkrieg seit 2006 erlebt.
- Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt 94 Morde pro Tag gezählt.
Am meisten betroffen sind Männer zwischen 15 und 40 Jahren. Allerdings nimmt das Verschwindenlassen in Mexiko besonders bei Jugendlichen und Frauen zu. Zu den Opfern zählen unter anderem Aktivisten, Journalisten und Migranten. Schätzungen zufolge sind mehr als 350'000 Menschen dem Drogenkrieg seit 2006 zum Opfer gefallen. Diese Schätzung berechnet die Vermissten nicht mit ein.
Menschen verschwinden zu lassen, ist hauptsächlich eine Taktik von Kriminellen, aber auch korrupter Sicherheitskräfte. Um Spuren zu verwischen, werden die Leichname der Opfer oft heimlich begraben oder sogar zerstückelt und verbrannt.
Als vermisst gemeldete Personen werden im mexikanischen Nationalregister verschwundener Personen erfasst. Organisationen, die nach Verschwundenen suchen, schätzen die wahre Zahl der Verschwundenen jedoch weit höher ein als offizielle Zahlen. Denn viele Familien erstatten, aus Angst vor Repressalien, keine Anzeige, wenn sie Angehörige vermissen. Sie scheuen den Gang zu den Behörden, die nicht selten mit Verbrechersyndikaten zusammenarbeiten.
Ein Aufruf an die mexikanischen Behörden
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet ruft die mexikanischen Behörden dazu auf, mehr gegen das Verschwindenlassen von Menschen zu tun. «Die Geissel des Verschwindenlassens ist eine menschliche Tragödie enormen Ausmasses», sagt sie in Genf. «Es sollten keine Mühen gescheut werden, um diesen Menschenrechtsverletzungen ein Ende zu setzen und den Rechten der Opfer Geltung zu verschaffen.»
In ganz Mexiko gibt es rund 52'000 nicht identifizierte Leichname. Viele dieser Menschen werden gleichzeitig noch gesucht. Aufgrund mangelnder Kapazitäten und Apathie örtlicher Behörden bleiben die Toten oft in Leichenhallen und anonymen Grabstätten liegen. So verschwinden die Menschen zum zweiten Mal. Regierungsfunktionäre und Menschenrechtsorganisationen sprechen von einer «forensischen Notlage». Internationale Kooperationspartner unterstützen die Bemühungen, die rechtsmedizinischen Institute zu stärken.