Die US-Notenbank Fed hat angekündigt, schrittweise aus der ultralockeren Geldpolitik auszusteigen. Sie reduziert zunächst die massiven Käufe von Wertpapieren. Im nächsten Sommer soll das Aufkaufprogramm ganz auslaufen.
Seit dem Beginn der Coronakrise kauft die US-Notenbank Fed in grossen Mengen Wertpapiere. Damit pumpt sie jeden Monat 120 Milliarden Dollar in die Wirtschaft, um die Folgen der Krise abzufedern. Doch nun sollen diese Käufe schrittweise reduziert werden. Mit diesem angekündigten Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik reagiert die US-Notenbank unter anderem auf die anhaltend hohe Inflation in den Vereinigten Staaten.
Steigende Inflation und weniger Arbeitslose
Da immer mehr Firmen in den USA mittlerweile Mühe haben, offene Stellen zu besetzen, sind die Löhne in verschiedenen Branchen jüngst angestiegen. Gleichzeitig steigen aber auch die Preise, zum Beispiel für Lebensmittel oder Benzin. Die Folge davon: eine Inflationsrate von zuletzt über 5 Prozent. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Arbeitslosen und für die nächsten Monate wird ein starkes Wirtschaftswachstum erwartet.
Bisher vertrat die US-Notenbank die Ansicht, dass die Entwicklung bei Preisen und Löhnen bloss von kurzer Dauer sei. Diese beruhe vor allem auf Versorgungsengpässen in der globalen Lieferkette und mit dem Abflauen der Pandemie würden auch diese Probleme wieder verschwinden. Doch nun gesteht Notenbankchef Jerome Powell ein, dass die Inflation derzeit weit über der angestrebten Zweiprozentmarke liege.
Mit ihrem Beschluss, die Anleihenaufkäufe bereits ab diesem Monat zu reduzieren, signalisiert die US-Notenbank, dass ihr die Inflationsentwicklung mittlerweile Sorgen bereitet. Experten zufolge dürfte sich die Situation erst im nächsten Jahr wieder normalisieren.
Noch zu früh, um zu spekulieren
Der Entscheid, das Programm zum Aufkauf von Wertpapieren nun schrittweise zu beenden, bedeute aber nicht, dass die USA schon bald die Leitzinsen und damit die Kosten für Kredite erhöhen wolle. Das betonte Notenbankchef Powell in einer Medienkonferenz. Noch sei es zu früh zu spekulieren, wann ein solcher Schritt nötig sei.
Weltweit stehen die Notenbanken derzeit vor einer heiklen Aufgabe: Wenn sie den Geldhahn zu früh und zu stark zudrehen, indem sie die Zinsen erhöhen, könnte dies den Wiederaufschwung nach der Pandemie abwürgen und erneut zu Arbeitslosigkeit führen. Reagieren sie aber zu spät, kann die Inflation ausser Kontrolle geraten.
Das heisst, eine folgenreiche Spirale beginnt zu drehen, bei der Lohnsteigerungen durch steigende Preise gleich wieder weggefressen werden. Treffen würde dies vor allem Menschen mit tiefen Einkommen.