- Im Skandal um den mutmasslichen Missbrauch von Daten hat Facebook mit «Entsetzen» reagiert.
- Noch hat sich Firmenchef Mark Zuckerberg allerdings nicht persönlich zu Wort gemeldet.
- Laut der «Washington Post» hat die US-Konsumentenschutzbehörde FTC eine Untersuchung gegen Facebook eröffnet.
- Auch Investoren sind unzufrieden: Manche von ihnen haben eine Klage bei einem Bundesgericht in San Francisco eingereicht.
Firmenchef Mark Zuckerberg und alle Verantwortlichen seien sich des Ernsts der Lage bewusst, teilte Facebook mit. «Das gesamte Unternehmen ist entsetzt darüber, dass wir hintergangen wurden», heisst es in der Mitteilung. Man werde alles tun, um die internen Richtlinien durchzusetzen und die Informationen der Nutzer zu schützen. Zuckerberg selber schweigt bisher allerdings.
Kann Facebook auch diesen Sturm aussitzen?
«Es ist zu vermuten, dass die Spitze von Facebook sehr verunsichert ist», sagt der Wirtschaftskorrespondent des «Tages-Anzeigers» in den USA, Walter Niederberger, gegenüber SRF. Man habe wohl geglaubt, dass der Sturm vorübergehe, wie auch frühere schon. Doch diesmal könnte sich diese Strategie fatal auswirken: Bereits ist der Börsenkurs der Aktie stark gefallen.
Nachdem das Wertpapier schon am Montag fast sieben Prozent eingebüsst hatte, verlor es am Dienstag erneut über sechs Prozent. Zeitweise sank der Unternehmenswert von Facebook um bis zu 50 Milliarden Dollar. Dies rief auch die Anleger auf den Plan: Bei einem Bundesgericht in San Francisco haben sie Klage eingereicht. Die Aktionäre machten geltend, dass die Konzernführung sie über die Fähigkeiten in die Irre geführt habe, die Daten der Nutzer zu schützen.
Bannon soll Beeinflussungsaktion überwacht haben
Trotzdem: Bislang sei der Skandal um die mutmasslich unrechtmässig benutzten Daten von 50 Millionen Facebook-Usern in den USA allerdings recht locker behandelt worden, so Niederberger weiter. «Die Skepsis hat hier nie die gleichen Ausmasse erreicht wie in Europa.»
Doch das könnte sich rasch ändern: Laut den neusten Recherchen der «Washington Post» soll der umstrittene Ex-Präsidentenberater Steve Bannon die Beeinflussungsaktion der Datenverarbeitungsfirma Cambridge Analytica 2016 beaufsichtigt haben, als die Firma für das Team von Trump arbeitete. Sollte sich dies bestätigten, sei «die Zeit der Unschuld für Facebook vorbei», glaubt der Korrespondent.
Untersuchung gegen Facebook eröffnet
Ein Zeichen in diese Richtung ist die Tatsache, dass sich nun auch eine Behörde einschaltet: Ebenfalls nach Informationen der «Washington Post» hat die US-Konsumentenschutzbehörde FTC eine offizielle Untersuchung gegen Facebook eingeleitet. Die zentrale Frage ist hier, ob das Unternehmen von der Datenschieberei gewusst hat.
Kommt hinzu, dass in Hinblick auf die Kongresswahlen im November erneut befürchtet wird, dass gewisse Kreise versuchen werden, die Wahlen mit Hilfe von Facebook, Twitter & Co. zu beeinflussen. Davor hätten sämtliche US-Geheimdienste gewarnt, so Niederberger. Sie befürchten demnach vor allem Beeinflussungsversuche aus Russland. Deshalb sei Facebook jetzt «Subjekt einer allgemeinen Verunsicherung geworden», stellt der Korrespondent fest.
Der Datenschutz hat es schwer in den USA
Trotzdem dürfte der Datenschutz in den USA vorerst nicht verschärft werden: Schon die Regierung von Präsident Barack Obama versuchte, die Nutzer besser zu schützen, doch der Kongress blockierte entsprechende Gesetzesänderungen. Und unter der aktuellen republikanischen Regierung von Präsident Donald Trump seien die Chancen für Veränderungen nicht besser, sagt Niederberger. «Insofern hat Facebook auf der politischen Ebene noch Glück.»
Trump zur Wahl verholfen?
Durch die möglicherweise unrechtmässige Datenauswertung von 50 Millionen Facebook-Usern soll die britische Firma Cambridge Analytica die Präsidentenwahl 2016 zu Gunsten von Donald Trump beeinflusst haben. Das Unternehmen erstellte demnach verschiedene Profilgruppen der User und versuchte diese mit individuellen Posts gemäss ihren Zielen zu beeinflussen.
Cambridge Analytica wurde der «New York Times» zufolge vor etwa fünf Jahren gegründet. Finanziert wurde das Startup vom republikanischen US-Milliardär Robert Mercer. Steve Bannon soll den Namen der Firma ausgewählt haben.