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Massenvergewaltigt: Darum erzählt Gisèle Pelicot ihre Geschichte
Aus News Plus vom 19.09.2024. Bild: Keystone /SDA
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Missbrauchsprozess in Avignon Gisèle Pelicot will ihre Vergewaltiger am Pranger

Die dutzendfach vergewaltigte Frau will den öffentlichen Prozess – das könnte ihr bei der Verarbeitung helfen.

Ihre Anhängerinnen und Anhänger applaudieren, als sie in Avignon in den Gerichtsaal läuft. In Frankreich wird Gisèle Pelicot wie eine Heldin gefeiert – dass sie in aller Öffentlichkeit hinsteht, mit ihrem Gesicht, mit ihrem Namen. Das ist alles andere als selbstverständlich.

Denn zehn Jahre lang wurde die Französin von ihrem Ex-Mann und Dutzenden anderen Männern vergewaltigt. Sie war dabei betäubt und hat von dieser massiven Gewalt erst Jahre später durch Zufall erfahren. Jetzt läuft seit zwei Wochen in Avignon ein Prozess gegen mehr als 50 angeklagte Männer, die Gisèle Pelicot missbraucht haben sollen.

Ein Kampf für alle Missbrauchsopfer

Gisèle Pelicot wird in Frankreich als Ikone des Feminismus gefeiert, weil sie ihren Kampf öffentlich austrägt. Einen Prozess hinter verschlossenen Türen, wie in solchen Fällen oft üblich, hat sie abgelehnt. Sie will, dass die Männer, die sie missbraucht haben, öffentlich hinstehen müssen.

Ich widme den Prozess allen Opfern sexualisierter Gewalt. Ihr seid nicht allein!
Autor: Gisèle Pelicot Missbrauchsopfer, Ex-Ehefrau des Haupttäters

Beim Gang in den Gerichtssaal bedankt sich die heute 71-jährige Pelicot bei allen, die sie in ihrem Kampf unterstützen. «Ich widme diesen Prozess allen – Frauen und Männern – die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Ihr seid nicht allein!», ruft sie den Leuten zu.

Gisèle Pelicot hat bei vielen Menschen viel ausgelöst. In Frankreich – und über Frankreich hinaus. Ihre Geschichte ist weltweit in den Medien. Sie macht viele wütend und traurig. Und es ist genau das, was Pelicot will: dass ihre Geschichte zu reden gibt, dass die Welt erfährt, was passiert ist.

Vier Jahre lang hat sich Gisèle Pelicot Zeit gelassen und sich auf den Prozess vorbereitet. Hinter ihr stehen jetzt nicht nur ihre Kinder und ihr Anwalt, sondern auch ganz viele Französinnen und Franzosen.

Davonschleichen geht nicht

Was will Pelicot mit ihrem Kampf erreichen? «Dass die angeklagten Männer im Gerichtssaal öffentlich hinstehen und die Verantwortung für ihre Tat übernehmen müssen, kann Frau Pelicot womöglich in ihrem Verarbeitungsprozess helfen», sagt Brigitte Kämpf.

Die angeklagten Männer können sich so nicht einfach wegschleichen.
Autor: Brigitte Kämpf Sozialarbeitern, berät und begleitet Frauen

Kämpf unterstützt und begleitet seit 25 Jahren Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Sie ist auch Co-Leiterin der Fachstelle «Frauenberatung Sexuelle Gewalt» und berät Betroffene. «Die Männer können sich so nicht einfach wegschleichen», sagt Kämpf.

Erdrückende Beweislage

Bei Pelicot kommt noch ein weiterer wichtiger Punkt dazu: In ähnlichen Fällen steht es vor Gericht oft Aussage gegen Aussage. Doch was der Französin angetan worden sei, ist sehr gut dokumentiert, die Polizei hat Hunderte Videos der Taten gefunden. «Die Taten sind säuberlich protokolliert, es steht ausser Frage, was passiert ist», betont Kämpf.

Und trotz der erdrückenden Beweislage wollen einige der Angeklagten nicht von einer Vergewaltigung sprechen. «Sie sagen, sie dachten, Frau Pelicot sei damit einverstanden gewesen – obschon sie dabei gar nicht bei Bewusstsein gewesen war», sagt Miriam Mathis. Die SRF-Frankreich-Korrespondentin verfolgt den Prozess in Avignon.

Der Prozess in Avignon dauert noch mehrere Wochen, die Urteile werden im Dezember erwartet. Dem Hauptangeklagten, dem Ex-Ehemann von Gisèle Pelicot, drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis. Die Dutzenden weiteren Angeklagten müssen ebenfalls mit jahrelangen Haftstrafen rechnen.

Podcast Newsplus, 19.9.2024 ; 

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