Wie er zum Namen «das Krokodil» kam: Emmerson Mnangagwas Spitzname stammt aus seiner Zeit als Freiheitskämpfer: Bei seinem Kampf gegen die britischen Kolonialherren und das Rassistenregime von Rhodesien in den 1970er-Jahren bewies er ein ausserordentliches Talent, seinen Feinden Fallen zu stellen. Dass er diesen Spitznamen verdient, zeigt laut «Tages-Anzeiger»-Korrespondent Johannes Dieterich auch der Putsch gegen Mugabe: «Er hat sich monatelang vorbereitet, sich unter Wasser versteckt und dann blitzartig zugeschnappt.»
Seine Vergangenheit als Freiheitskämpfer: Mnangagwa schloss sich jung den simbabwischen Freiheitskämpfern an. 1965 wurde er im Alter von 19 Jahren gefasst, gestand, ein Bombenattentat auf einen Zug geplant zu haben und wurde zum Tode verurteilt. Der Umstand, dass er noch keine 21 Jahre alt und damit nicht volljährig war, rettete ihm das Leben. Die Kolonialherren wandelten das Urteil in zehn Jahre Haft um, bei denen er sich unter anderem eine Zelle mit Mugabe teilte und so zu dessen engem Vertrauten und Bodyguard wurde.
Seine Verbindungen zur Machtelite: Es gibt Jobs, die sicherer sind als Kabinettsposten in Simbabwe. Laut der «NZZ» hat Mugabe in seiner Zeit als Herrscher wahrscheinlich über 100 Minister eingestellt und wieder entlassen. Der Ex-Diktator gilt als äusserst launisch. Für Mnangagwa schien das bisher nicht zu zählen. Er wurde nach der Unabhängigkeit 1980 Minister für Staatssicherheit und sass seither fast ununterbrochen im Kabinett. Er war unter anderem verantwortlich für Finanzen, Verteidigung, Justiz und Bildung und diente als Vizepräsident. Ihm werden zudem ausgezeichnete Kontakte zum mächtigen Militär zugesprochen, das noch immer von den Freiheitskämpfern aus den 1970er-Jahren geleitet wird.
Seine blutige Vergangenheit: In den 1980er-Jahren richteten Truppen der simbabwischen Armee mehrere Massaker an der Minderheit der Ndebele in der westlich gelegenen Provinz Nord-Matabeleland an. Beobachter gehen davon aus, dass dabei bis zu 20'000 Menschen getötet wurden. Mnangagwa war zu dieser Zeit simbabwischer Minister für Staatssicherheit und damit mitverantwortlich. Johannes Dieterich sagt: «Hätte es damals den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag schon gegeben, wären sowohl Mugabe als auch Mnangagwa verurteilt worden.» So sei die Geschichte aber unter den Teppich gekehrt worden.
Sein Kampf gegen «Gucci Grace»: Obwohl Mugabe es immer vermieden hatte, einen Nachfolger heranzuziehen, galt der loyale Mnangagwa lange als aussichtsreicher Kandidat. In den letzten Jahren tauchte aber zunehmend eine andere Bewerberin um die Position auf: Mugabes Frau Grace. «Gucci Grace», wie die 52-jährige wegen ihrer Vorliebe für ausgiebiges Shopping genannt wird, sah den Vizepräsidenten als Konkurrenz und spuckte Gift und Galle gegen ihn. Zitat: «Ich bin die Frau von Mugabe, dem Präsidenten, und er ist ein Niemand.» Gerüchteweise soll sie sogar versucht haben, Mnangagwa zu vergiften. Das bestritt sie aber öffentlich. Nach dem Putsch wurde Grace aus der Regierungspartei Zamu-PF ausgeschlossen. Sie soll aus Simbabwe geflüchtet sein und sich in Namibia aufhalten.
Seine neue Rolle: Sollte Mnangagwa Mugabes Nachfolger werden, gehen Beobachter davon aus, dass er das autoritäre Regime weiterführen wird. Julia Grauvogel vom GIGA Institut für Afrika-Studien etwa sagt zur Lage im Land: «Eine Chance für mehr Demokratie sehe ich nur in einem äusserst optimistischen Szenario.» Laut Johannes Dieterich befürchten Oppositionelle sogar, dass es unter Mnangagwa noch schlimmer werden könnte und dieser den Ideenwettbewerb innerhalb der Partei stärker unterbinden werde: «Schliesslich ist er 20 Jahre jünger als Mugabe und bei klarem Verstand.» Zuzutrauen sei Mnangagwa lediglich eine stärkere wirtschaftliche Öffnung.