Die Reporterin Daphne Caruana Galizia wurde weltweit erst durch ihren Tod bekannt. In ihrer Heimat Malta jedoch war sie schon lange gefürchtet, zumal in den Kreisen der Mächtigen.
Auch sie recherchierte für die «Panama Papers», die in korrupte Geschäfte und trübe Finanzströme Licht brachten. Weil sie das auf der Mittelmeerinsel fast im Alleingang tat, wurde sie zur Zielscheibe, ist ihr Sohn, Matthew Caruana Galizia, überzeugt.
Malta ist eine Republik der Omerta.
Nach dem Mord an seiner Mutter 2017 passierte zunächst monatelang nichts. In der maltesischen Gesellschaft herrsche bis heute eine Kultur des Schweigens, eine «Republik der Omerta», so Caruana Galizia.
Maltas Mächtige
Auf Druck von aussen reagierte die Bevölkerung ablehnend. Dieser kam von der EU, vor allem aber vom Europarat, der mit den Konventionen zur Geldwäscherei und zur Korruptionsbekämpfung Instrumente besitzt, um zu handeln. In Malta war die Rede von unfairen Angriffen auf das Land.
Erst recht und bis heute fehle in den höheren Sphären der Macht ein echter Wille, dem Mord auf den Grund zu gehen, sagt Caruana Galizia. Zumal die Recherchen seiner Mutter genau jene Mächtigen ins Visier genommen hätten.
Die Spur des Geldes
Der Sohn der Ermordeten attestiert der Polizei guten Willen. Dank dem sind jetzt etliche mutmassliche Ausführende in Haft. Festgenommen wurde am frühen Mittwoch auch ein prominenter Geschäftsmann auf seiner Jacht. Unklar ist, ob es sich bloss um einen Mittelsmann handelt oder ob die Polizei ihn für einen Strippenzieher hält.
Das Problem sei, von den angeheuerten Mördern zu den Auftraggebern ganz oben zu gelangen. Am erfolgversprechendsten wäre es nach den Worten von Caruana Galizia, dem Weg des Geldes zu folgen: Wer profitierte von der grassierenden Korruption auf Malta – und wer bezahlte die Mörder?
Sämtliche diplomatischen Kanäle müssten genutzt werden und Ermittler im gesamten europäischen Ausland müssten mitfahnden. Eigentlich, so Caruana Galizia, hätten die EU-Staaten alles Interesse, den maltesischen Sumpf auszutrocknen. Denn als Drehscheibe für illegale Geldflüsse und Korruption sei Malta für sie eine Bedrohung.
Das Geld, das die Korruption auf der Insel schmiert, stamme ja nicht aus Malta selber. Enorme Ausmasse habe die Korruption in seinem Land erst angenommen, als Malta der EU beitrat.
Erst mit dem EU-Beitritt nahm die Korruption enorme Ausmasse an.
Auf einmal wurde Malta zur idealen Plattform: Stabil als Teil der Eurozone, doch völlig ungenügend ausgestattet mit Kontrollmechanismen gegen Geldwäscherei. Das Land wurde so zum Einfallstor nach Europa für kriminelle Geldflüsse von Aserbaidschan bis Venezuela.
Ich bin äusserst motiviert, die Schuldigen zu finden.
Caruana Galizia mag nicht spekulieren, ob es gelingt, den maltesischen Sumpf auszutrocknen und genügend Druck auf die Führungsfiguren zu machen, damit am Ende die Drahtzieher des Mordes an seiner Mutter verurteilt werden. Er drückt es anders aus: Er sei extrem motiviert, die Verantwortlichen des Auftragsmords an seiner Mutter zu finden. Dass das auch für ihn gefährlich ist, ist ihm klar.