«Ich habe in Afrika hundert Brunnen gebaut.» Das sagt der Amerikaner Jimmy Donaldson, auch bekannt als MrBeast auf der Videoplattform Youtube.
Das Video seiner wohltätigen Aktion wurde innert Wochenfrist über 100 Millionen mal geschaut.
«Weisser Retter» in der Kritik
Im Video wird der populärste Youtuber der Gegenwart gefeiert. Afrikanische Schulkinder klatschen und tanzen für den weissen Mann. So dürfe Entwicklungshilfe heute nicht mehr aussehen, findet die Uganderin Olivia Alaso von der Organisation «No white saviors» («Keine weissen Retter»).
Die Sprache im Video sei abwertend, so Alaso: «Da kommt jemand aus einer privilegierten Position in ein Dorf und sagt: Ich weiss, was gut für euch ist.»
Könnten wir bitte Kenianer haben, die ausreden dürfen?
Die betroffenen Menschen aus Kenia, Uganda, Simbabwe und Kamerun kommen kaum zur Sprache. Alaso wünscht sich mehr afrikanische Stimmen im Video: «Könnten wir bitte Kenianer haben, die ausreden dürfen?»
Hat die Politik versagt?
Doch nicht alle in Kenia sind der Meinung, dass Donaldsons wohltätige Aktion misslungen ist. Der Aktivist Boniface Mwangi etwa lobt den Youtuber, und kritisiert hingegen Kenias politische Elite: «Die haben riesige Budgets für Autos und Häuser, aber die Bevölkerung lassen sie im Stich.» Das saubere Trinkwasser werde in vielen Teilen Kenias dringend benötigt.
Das millionenfach angeklickte Video des Youtube-Millionärs ist zwar gut gemacht, strotzt aber vor Halbwahrheiten. So gibt Donaldson an, die hundert Brunnen würden eine halbe Million Menschen mit Trinkwasser versorgen. Das ist kaum realistisch, wie Branchenkenner bestätigen.
Ein von Hand betriebener Brunnen müsste laut dem UNO-Mindeststandard 5000 Menschen mit jeweils 20 Litern versorgen – also im Durchschnitt 100‘000 Liter Wasser spenden. Im Video zeigt MrBeast einen Brunnen, der rund 13‘500 Liter am Tag spendet, siebenmal weniger.
Viele Brunnen halten nicht lange
Beim selben Brunnen verspricht Jimmy Donaldson auch, die Pumpe würde nun 30 Jahre halten. Der kenianische Wasser-Experte James Origa widerspricht. «Ich finde MrBeasts Aktion gut. Doch die Herausforderung ist nicht das Bohren von Brunnen.»
Bis zu 40 Prozent der in Afrika gebauten Brunnen würden in den ersten Jahren kaputtgehen, so Oringa, weil sie schlecht oder gar nicht gewartet würden. Es fehlt an Wissen oder an Ersatzteilen, um die Brunnen instand zu halten.
Noch nicht alle Brunnen fertig
Immerhin spenden laut MrBeast vorderhand hundert neue Brunnen Wasser in Afrika. Doch die Nachfrage bei drei kenianischen Subunternehmen zeigt: Viele Brunnen sind gar noch nicht fertig gebaut. Erst 25 von 43 überprüften Brunnen spenden Wasser.
Immerhin: Die restlichen Brunnen sollen auch bald in Betrieb genommen werden, versprechen die lokalen Organisationen.
Die Organisation von MrBeast konnte für eine Stellungnahme nicht erreicht werden. Auf dem Kurznachrichtendienst X schrieb Donaldson: «Ich weiss schon jetzt, dass ich für dieses Video gecancelt werde. Doch das ist mir egal.»