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mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 Medizin-Nobelpreis geht an Katalin Kariko und Drew Weissman

  • Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an Katalin Kariko und Drew Weissman.
  • Sie erhalten den Nobelpreis für ihre grundlegenden Arbeiten zu mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19.
  • Das teilte das Karolinska-Institut in Stockholm mit.
  • «Durch ihre bahnbrechenden Resultate, die unser Verständnis davon, wie mRNA mit dem menschlichen Immunsystem interagiert, grundlegend verändert haben, trugen die Preisträger zu dem beispiellosen Tempo der Impfstoffentwicklung während einer der grössten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in moderner Zeit bei», hiess es vom Nobelkomitee.

Die beeindruckende Flexibilität und Geschwindigkeit, mit der mRNA-Impfstoffe entwickelt werden könnten, ebne den Weg für die Nutzung der neuen Plattform auch für Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten. «In Zukunft könnte die Technologie auch zur Verabreichung therapeutischer Proteine und zur Behandlung bestimmter Krebsarten eingesetzt werden.»

«Mehrere andere Impfstoffe gegen Sars-CoV-2, die auf unterschiedlichen Methoden basieren, wurden ebenfalls rasch eingeführt, und insgesamt wurden weltweit mehr als 13 Milliarden Covid-19-Impfdosen verabreicht», so das Komitee. «Die Impfstoffe haben Millionen von Menschen das Leben gerettet und bei vielen weiteren schwere Erkrankungen verhindert, sodass sich die Gesellschaften öffnen und zu normalen Bedingungen zurückkehren konnten.»

915'000 Franken

    Katalin Kariko, 1955 in Ungarn geboren, arbeitet derzeit an den Universitäten Pennsylvania/USA und Szeged/Ungarn, Drew Weissman an der Universität Pennsylvania/USA. Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner wurde 2023 um eine Million auf nun 11 Millionen Schwedische Kronen (915'000 Franken) erhöht. 

Medizin-Nobelpreis soll Zögernde von Corona-Impfung überzeugen

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Die Vergabe-Institution des Medizin-Nobelpreises hofft darauf, dass die diesjährige Auszeichnung das Vertrauen zögerlicher Menschen in die Corona-Impfstoffe stärken wird. Er denke zwar nicht, dass sich die entschiedenen Impfgegner in irgendeiner Weise ändern liessen, sagte der Forscher Olle Kämpe vom zuständigen Nobelkomitee der Nobelversammlung des Karolinska-Instituts bei der Preisbekanntgabe in Stockholm. Er denke jedoch, dass ein Nobelpreis für diese Impfstoffe gegen Covid-19 zögernde Menschen dazu bringen könne, sich für eine Impfung zu entscheiden und Gewissheit zu haben, dass diese effektiv und sicher sei.

Die Corona-Impfstoffe des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Konzerns Moderna waren die ersten zwei mRNA-Produkte, die auf den Markt kamen. An der Technik bastelten Forscherinnen und Forscher jedoch schon vor mehr als 30 Jahren. Bereits Ende der 1980er-Jahre schleusten drei Wissenschaftler – Robert Malone, Phil Felgner und Inder Verma – mRNA mithilfe von Fetttröpfchen in angezüchtete Zellen ein und brachten diese dazu, das gewünschte Protein herzustellen.

    Doch bald keimte die Gentechnik auf, in die viele Fördermittel flossen. Die damals in Ungarn forschende Katalin Kariko glaubte jedoch weiterhin an den Nutzen der mRNA für die Medizin. Sie blieb dem Molekül auch treu, als sie 1985 in die USA emigrierte.

Ein steiniger Weg zum mRNA-Impfstoff

    Aus Mangel an Fördergeldern forschte Kariko im Labor zunächst weitgehend auf sich allein gestellt, ab 1998 auch mit Drew Weissman. Der entscheidende Durchbruch gelang dem Forschungsduo, als es einen Baustein der mRNA austauschte und die mRNA daraufhin nicht mehr in der Zelle abgebaut wurde. Die Versuchsmäuse produzierten das gewünschte Protein.

    Trotz weiterer Tiefschläge setzte Kariko ihren Weg fort und traf 2013 Ugur Sahin, der mit seiner Frau Özlem Türeci Biontech gegründet hatte. Er habe ihr noch am selben Tag einen Job angeboten, sagte Kariko der «New York Times». Nach jahrelanger Zusammenarbeit hat sie das Unternehmen verlassen und ist seit Anfang Oktober 2022 nur noch dessen Beraterin.

    Als mögliche künftige Einsatzgebiete für mRNA sieht PEI-Präsident Cichutek unter anderem weitere präventive Impfstoffe, wie etwa gegen Grippe, sowie Therapien gegen Krebs und Rheuma.

Katrin Zöfel: «Eine schöne Idee – und mit Corona kam das Geld»

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Laut der SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel haben die beiden Wissenschafter mitgeholfen, aus einer Idee, die unter Biologen seit 30 Jahren diskutiert wird, «etwas Praxistaugliches» zu machen. «Die beiden haben einen ganz kleinen Trick gefunden, wie man die mRNA verändern kann, so dass sie keine Entzündungsreaktionen mehr auslöst und effizienter die Proteinproduktion ankurbelt.»

Die mRNA-Technologie werde helfen, gegen weitere Infektionskrankheiten Tot- oder Lebend-Impfstoffe zu gewinnen, führt Zöfel aus. «Und der zweite wirklich grosse Bereich ist die Krebsmedizin, in der man mRNA einsetzen kann, um quasi auch gegen Krebs zu impfen und das Immunsystem in die Richtung zu schubsen, dass es den Krebs bekämpft.»

Dass die mRNA-Technologie heute breit genutzt und entsprechend gewürdigt wird, war laut Zöfel jahrzehntelang überhaupt nicht klar. «Es war zwar eine schöne Idee, mRNA als Konzept war einleuchtend, und einige wollten das auch in die Praxis umsetzen. Aber die Technologie ist sehr lang im Bereich der Nische geblieben wegen der genannten praktischen Probleme. Und dann brauche es immer auch irgendjemanden, der bereit sei, ausreichend Geld in die Hand zu nehmen. «Bei der mRNA-Technik war es jetzt so, dass die Technik jetzt so weit war, dass man sie praxistauglich machen konnte. Und dann kam Corona, und dann kam das Geld.»

SRF 4 News, 02.10.2023, 12 Uhr ; 

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