Das Wichtigste in Kürze
- Die Armee hatte in der Nacht auf Mittwoch die Kontrolle über das Land übernommen.
- Es gelte kriminelle Elemente im Umfeld von Präsident Mugabe auszuschalten, teilte ein General am Fernsehen mit.
- Der 93-jährige Präsident und dessen Familie seien in Sicherheit.
- Laut Südafrikas Präsident Zuma befindet Mugabe unter Hausarrest.
- Die Schweiz hat unterdessen ihre Botschaft in der Hauptstadt Harare geschlossen.
Der Amtssitz des Präsidenten in Harare und das Parlament waren am Morgen von Soldaten abgeriegelt worden. Sie kontrollierten auch wichtige Verkehrsadern und den Flughafen. Das Militär will mit dem Putsch offenbar verhindern, dass Mugabes 52-jährige Frau Grace an die Spitze des Staates rückt. Ihr Aufstieg und der ihr nachgesagte ausschweifende Lebensstil werden selbst von vielen Anhängern des Staatschefs abgelehnt.
Sobald wir die Mission erfüllt haben, erwarten wir eine Rückkehr zur Normalität.
Generalmajor Moyo sagte im Fernsehen, es handle sich nur um eine zeitweise Machtübernahme, nicht um einen Putsch. Verbrechen der «Kriminellen» um Mugabe hätten soziales und wirtschaftliches Leid verursacht. Die Verantwortlichen müssten vor Gericht gestellt werden. «Sobald wir unsere Mission erfüllt haben, erwarten wir eine Rückkehr zur Normalität.»
Finanzminister Ignatius Chombo, der zur einflussreichen Gruppe um Grace Mugabe gezählt wird, wurde nach Informationen aus Regierungskreisen festgenommen. Augenzeugen zufolge hätten ihn Soldaten am Morgen abgeführt. Das elektrische Tor an seinem Haus schien mit Gewalt aufgebrochen worden zu sein. Laut anderen Zeugen seien weitere Minister in Gewahrsam genommen worden.
Südafrikas Präsident Zuma kündigte an, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika einen Sondergesandten nach Simbabwe zu schicken. Dieser solle mit Mugabe und Armeevertretern zusammenkommen.
Schweiz schliesst Botschaft
In den Strassen der Hauptstadt patrouillierten Soldaten. Das Militär besetzte den staatlichen Fernsehsender. Die Streitkräfte forderten alle Sicherheitskräfte auf, im Interesse des Landes mit den Soldaten zu kooperieren. In der Nacht hatte es Augenzeugen zufolge in Harare mindestens drei laute Explosionen gegeben, auch Schüsse wurden gehört. Insgesamt schien es aber ruhig in der Metropole.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rief zur Vorsicht auf: Schweizer Bürgerinnen und Bürger in Harare sollen an einem sicheren Ort bleiben, ausserhalb der Hauptstadt soll auf nicht dringende Reisen verzichtet werden. Derzeit seien 260 Schweizerinnen und Schweizer bei der Botschaft in Harare registriert.Vizepräsident entlassen
Kriegsveteranen forderte Mugabes Rücktritt
Militärchef Constantino Chiwenga hatte Anfang der Woche der Regierung gedroht einzugreifen, nachdem Vizepräsident Emmerson Mnangagwa entlassen worden war. Mnangagwa galt bis dahin offiziell als Nachfolger Mugabes.
Seine Entlassung sollte offenbar den Weg für Grace Mugabe an die Staatsspitze freimachen. Das sorgte nicht nur bei vielen Veteranen des Unabhängigkeitskampfes für Unmut, sondern auch in der Armeeführung, die Mnangagwa unterstützte.
Die einflussreiche Vereinigung der Kriegsveteranen forderte Mugabes Rücktritt von Partei- und Staatsführung. Es solle zudem eine Untersuchung der Straftaten geben, die er während seiner Amtszeiten begangen habe, forderte Generalsekretär Victor Matemadanda bei einer Medienkonferenz in Harare.
Im Amt trotz Altersschwäche
Mugabe führt die Geschicke des Landes seit der Unabhängigkeit 1980. Simbabwe war damals eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder Afrikas. Inzwischen steckt es in einer anhaltend tiefen Wirtschaftskrise, für die Gegner, aber auch langjährige Wegbegleiter Mugabes den Präsidenten verantwortlich machen.
In letzter Zeit war er bei seinen Reden nur noch schlecht zu verstehen und machte lange Pausen. Trotz seines hohen Alters weigerte er sich bisher jedoch, einen Nachfolger zu benennen.
Für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr hat seine Partei ihn erneut aufgestellt. Ungeachtet der Tatsache, dass über seinen bescheidenen Leistungsausweis zumindest in jüngster Zeit wenig Zweifel besteht.
Simbabwe war in den 1980er Jahren eines der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder Afrikas. Inzwischen steckt es in einer anhaltend tiefen Wirtschaftskrise, für die Gegner, aber auch langjährige Wegbegleiter Mugabes den Präsidenten verantwortlich machen.
Gegenwärtig werden bereits wieder Importgüter knapp. Die Inflationsrate liegt bei 50 Prozent im Monat.