Der Prozess gegen den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi hätte heute in Kairo in eine weitere Runde gehen sollen. Doch das schlechte Wetter machte der Justiz einen Strich durch die Rechnung.
Ein Militärhelikopter hätte den Ex-Staatschef vom Gefängnis in Alexandria zum Gericht in der Hauptstadt fliegen sollen. SRF-Korrespondent Pascal Weber bestätigt: «In der Tat war es in Alexandria am Morgen stellenweise neblig». Der Nebel habe den Helikopter vermutlich gehindert abzuheben.
Prozess wird am 1. Februar fortgesetzt
Es gebe allerdings Leute, die an dieser Version zweifelten, sagte Weber. Einer BBC-Reporterin, welche im Gerichtssaal zugegen war, hätten Mitangeklagte gerufen, Mursi weigere sich schlichtweg, in den Helikopter zu steigen.
Am 1. Februar soll der Prozess wieder aufgenommen werden.
Als Reaktion auf die Vertagung gingen im Kairoer Stadtteil Nasr-City Anhänger der Muslimbruderschaft und die Polizei aufeinander los.
Was wird Mursi vorgeworfen?
- Die Anklage wirft dem ersten frei gewählten Präsidenten Ägyptens und Mitgliedern der damaligen Führungsriege vor, Ende Januar 2011 aus dem Gefängnis ausgebrochen zu sein. Er gehört seit Jahren der Führung der Muslimbrüder an. In dieser Funktion nahm er während der Regierungszeit Mubaraks regelmässig an regierungskritischen Demonstrationen teil. Mursi wurde dabei mehrfach verhaftet, zuletzt 2011.
- Gegen Mursi und 14 weitere Islamisten läuft bereits ein Strafverfahren, weil sie während Mursis Präsidentschaft 2012 bis 2013 angeblich Demonstranten getötet haben sollen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind viele Angeklagte Mitglieder der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah.
- Die Justiz bereitet ein drittes Verfahren vor. Darin wirft die Staatsanwaltschaft dem Ex-Präsidenten Terrorismus und Spionage vor. Für das Verfahren steht noch kein Termin fest.
Der Prozess hatte im November begonnen, wegen Tumulten musste ihn der Richter aber vertagen. Mursi hatte erklärt, er sei immer noch der legitime Präsident Ägyptens. In Kairo geraten Sicherheitskräfte und Mursi-Anhänger seit der Amtsenthebung regelmässig heftig aneinander. Hunderte Tote und zahlreiche Verletzte haben die Auseinandersetzungen bereits gefordert.
Mursi war am 3. Juli des vergangenen Jahres nach Massenprotesten gegen seinen Herrschaftsstil vom Militär entmachtet worden. Er ist seitdem – so wie praktisch die gesamte Führung der islamistischen Muslimbruderschaft und Tausende ihrer Funktionäre und Mitglieder – in Untersuchungshaft.