Der Arzt Mohamed Khyer Smoud hat mit seiner Familie vorgestern Douma mit einem Konvoi Richtung Norden in die Stadt Taftanaz verlassen. Der «Rundschau» gelang es, mit Smoud über eine brüchige Leitung zu sprechen.
SRF: Letztes Wochenende soll es einen Giftanschlag in Douma gegeben haben. Sie waren selber in der Stadt. Können Sie uns beschreiben, wie es den Leuten geht?
Mohamed Khyer Smoud: Die Sanitäter sind während der Angriffe von einem Schutzraum zum anderen und haben versucht, die Leute zu retten. Sie wurden ins Spital gebracht, ausgezogen und mit Wasser abgespritzt, um die Reste des Giftgases zu beseitigen. Für viele kam jede Hilfe zu spät, sie sind in den Schutzkellern gestorben.
Was denken Sie, wer steckt hinter den jüngsten Angriffen?
Wer hat Tausende von Flugzeugen, Raketen, Sprengstoffbomben, Hubschrauber? Es liegt auf der Hand, dass die Regierungstruppen diese Raketen abgefeuert haben.
Die Rebellen können keine Waffen herstellen, vor allem nicht nach sieben Jahren Belagerung von Ost-Ghouta und ganz sicher nicht in Douma.
Russland sagt, hinter diesen Anschlägen steckten die Rebellen. Was antworten Sie darauf?
Das stimmt überhaupt nicht. Die Materialien und die Spuren sind immer noch auf dem Boden und auf den Körpern der Opfer. Wenn eine Wahrheitskommission nach Douma kommt, kann sie es sehen. Die Rebellen können keine Waffen herstellen, vor allem nicht nach sieben Jahren Belagerung von Ost-Ghouta und ganz sicher nicht in Douma. Sogar Medikamente bekamen wir nur über internationale Organisationen. Es gibt keine Möglichkeiten, die Chemiewaffen nach Ost-Ghouta zu importieren.
Dieser Stellvertreterkrieg in Syrien ist seit sieben Jahren im Gang. Was wünschen Sie sich am meisten?
Leider hat das syrische Volk das Vertrauen in die Vereinten Nationen verloren. Die internationale Gemeinschaft gibt sich höchst alarmiert, wenn Giftgas-Anschläge erfolgen, aber Raketen- oder Sprengstoffanschlägen erachten sie als zulässig. Das syrische Massaker ist seit sieben Jahren im Gang und die Welt bewegt sich überhaupt nicht.
Das Gespräch führte Nicole Frank.