- Indien hat nach einem Terroranschlag in Kaschmir mit harten diplomatischen Massnahmen gegenüber Pakistan reagiert.
- Das Land widerruft laut dem Aussenministerium Visa für Pakistaner und setzt neue Visadienste aus. Das Ministerium riet indischen Staatsbürgern in Pakistan, so schnell wie möglich zurückzukehren.
- Weiter wurde ein wichtiges Wasserabkommen zwischen den Ländern, das seit 1960 in Kraft ist, ausgesetzt.
- Der grösste Grenzübergang zwischen Indien und Pakistan wurde ebenfalls geschlossen.
Indien fordert von Pakistan, dass es dem «Terrorismus abschwört». Pakistan beteuert, nicht am Terroranschlag beteiligt gewesen zu sein. Beim Anschlag am Dienstag wurden 26 Menschen getötet.
Nach einem tödlichen Anschlag im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs hat Indien mehrere diplomatische und politische Massnahmen gegen Pakistan beschlossen. Der Angriff ereignete sich am Dienstag nahe der Stadt Pahalgam, einer beliebten Ferienregion. 26 Menschen wurden getötet, viele von ihnen Touristen. Mindestens 17 weitere wurden verletzt.
Die Regierung in Neu-Delhi macht islamistische Terrorgruppen mit mutmasslichen Verbindungen zu Pakistan verantwortlich. Der Angriff wird als gezielter Terrorakt eingestuft. Pakistan weist jede Beteiligung zurück. Der indische Premierminister Narendra Modi versprach, dass sein Land die Urheber des Anschlags «bis ans Ende der Welt» verfolgen werde.
Indus-Wasservertrag wird ausgesetzt
Eine der bedeutendsten Reaktionen betrifft den sogenannten Indus-Wasservertrag. Dieser seit 1960 gültige Vertrag regelt die Verteilung der Wasserressourcen in der Himalaya-Region. Der Indus und seine Nebenflüsse sind für Pakistan lebenswichtig. Indien kündigte nun an, den Vertrag «auf unbestimmte Zeit» auszusetzen. Und zwar bis Pakistan «glaubhaft und unwiderruflich» seine Unterstützung für grenzüberschreitenden Terrorismus beende, so das indische Aussenministerium.
Zusätzlich hat Indien weitere diplomatische Schritte eingeleitet. So wurden mehrere pakistanische Diplomaten in Neu-Delhi zu unerwünschten Personen erklärt und damit zur Ausreise gezwungen. Der grösste Grenzübergang zwischen Indien und Pakistan wurde geschlossen. Und pakistanische Staatsbürger dürfen nicht mehr ohne Visum nach Indien einreisen. Schliesslich wird die indische Botschaft in Islamabad personell deutlich verkleinert – von 55 auf 30 Mitarbeitende.
Suche nach Tätern läuft auf Hochtouren
Parallel dazu läuft die Fahndung nach den Tätern. Polizei und Armee sind in der Region im Einsatz. Die Sicherheitsmassnahmen wurden massiv verschärft. Die Polizei hat die Namen und Phantombilder von drei mutmasslichen Angreifern veröffentlicht. Zwei der drei identifizierten Angreifer besitzen laut den Behörden die pakistanische Nationalität.
Insgesamt wurden rund 1500 Personen festgenommen, um mögliche Verbindungen zum Anschlag zu prüfen. Medienberichten zufolge befinden sich darunter auch Personen, die bereits zuvor durch radikales Verhalten aufgefallen waren.
Proteste in Jammu, Drohungen aus Neu-Delhi
Nach dem Anschlag kam es in der Stadt Jammu zu Protesten gegen Pakistan. Demonstrierende forderten ein konsequenteres Vorgehen gegen Terroristen. Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh kündigte eine harte Reaktion an: «Die Verantwortlichen werden unsere Antwort laut und deutlich spüren.»
Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan um die Region Kaschmir besteht seit Jahrzehnten (siehe Box). Beide Länder kontrollieren jeweils einen Teil des Gebiets, beanspruchen jedoch die gesamte Region. Der Streit hat bereits zu mehreren Kriegen geführt. Der aktuelle Anschlag droht, die Spannungen erneut eskalieren zu lassen.