- In mehreren Städten in Grossbritannien ist es erneut zu Ausschreitungen bei Demonstrationen gekommen.
- Abermals gingen Rechtsextreme auf die Strassen, dazu gab es mehrere Gegenkundgebungen.
- Bei den antimuslimischen Krawallen hat die Polizei insgesamt mehr als 90 Menschen festgenommen.
- Hintergrund der Proteste sind Falschmeldungen nach einem Messerangriff in der Stadt Southport vor einer Woche.
In der nordenglischen Stadt Rotherham versammelte sich eine Menge von einigen Hundert Menschen an einem Hotel, in dem Asylbewerber untergebracht sind. «Ihr seid hier nicht willkommen», riefen sie, teilweise wurden Gegenstände gegen das Gebäude geworfen.
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Bild 1 von 8. High Wycombe, nahe London. «Wir sind hier, um unsere Kinder zu beschützen, weil es die Politikerinnen und Politiker nicht tun werden», steht auf dem Plakat dieser Demonstrantin. Bildquelle: EPA/NEIL HALL.
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Bild 2 von 8. Liverpool. Doch es blieb nicht nur bei Plakaten und Skandierungen: Chaoten in Liverpool greifen zu Steinen und werfen sie auf Sicherheitskräfte. Bildquelle: James Speakman/PA via AP.
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Bild 3 von 8. Blackpool. Auch andernorts sind die Gemüter bei manchen Britinnen und Briten so erhitzt, dass sie sich zu Schlägereien untereinander... Bildquelle: Michael Holmes/PA via AP.
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Bild 4 von 8. Bristol. ... oder mit der Polizei hinreissen lassen. Die Polizei muss teilweise durchgreifen. Bildquelle: Yat Him Wong/Cover Images .
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Bild 5 von 8. Nottingham. Die Polizei geht gegen diese Demonstrantin vor. Bildquelle: Jacob King/PA via AP.
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Bild 6 von 8. Liverpool. Es kommt aber auch zu Gegendemos in verschiedenen britischen Städten. Vor der ersten Moschee, die in England erbaut wurde, protestieren Menschen gegen Rassismus als Reaktion auf die Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt nach der Southport-Attacke. Bildquelle: EPA/ADAM VAUGHAN.
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Bild 7 von 8. Bristol. Im Stadtzentrum von Bristol versucht die Polizei, die beiden Demo-Gruppen auseinanderzuhalten. Bildquelle: Yat Him Wong/Cover Images .
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Bild 8 von 8. Manchester. Das Sicherheitsaufgebot scheint immens zu sein. Bildquelle: EPA/STR.
In Liverpool gab es nach Angaben der Polizei Brandschäden an einer Gemeindebibliothek, die als Hilfsstelle für ärmere Menschen dient. Randalierer versuchten, die Löscharbeiten zu verhindern, wie die Polizei mitteilte. In mehreren Städten wurden Geschäfte geplündert.
Im nordwestenglischen Blackpool schlugen sich nach Angaben der Polizei Ultranationalisten und Gegendemonstranten. Festnahmen gab es auch in mehreren anderen Städten in der Region. Die antimuslimischen Krawalle dauern bereits seit Tagen an. Die Behörden rüsten sich für weitere Ausschreitungen.
Gezielte Angriffe auf Geschäfte von Muslimen
Staatssekretärin für Polizei, Diana Johnson, sagte dem Sender BBC Radio 4, einige Menschen hätten Angst, wegen ihrer Hautfarbe auf die Strasse zu gehen. In der nordirischen Hauptstadt Belfast brannten etwa ein Café und ein Supermarkt aus, die von Muslimen betrieben werden. Mehrere Autos wurden angezündet.
Die Polizeivereinigung warnte vor Personalengpässen bei Alltagskriminalität. Beamte müssten abgezogen werden, um die Randalierer im Griff zu haben, sagte die Chefin der Police Federation of England and Wales, Tiffany Lynch, der BBC. Staatssekretärin Johnson betonte hingegen, die Polizei verfüge über ausreichend Ressourcen und kündigte weitere Festnahmen an.
Haltloses Gerücht über Angreifer kursiert
Hintergrund der Ausschreitungen ist der Messerangriff in der Stadt Southport vom Montag, bei dem drei Mädchen getötet sowie zwei Erwachsene teils lebensgefährlich verletzt wurden. In den sozialen Medien wurde das Gerücht verbreitet, bei dem Täter handle es sich um einen muslimischen Asylbewerber. Die Polizei betont, der verdächtige 17-Jährige sei in Grossbritannien geboren. Seine Eltern stammen aus Ruanda. Das Motiv ist unklar.
Zu den Protesten – oft nahe einer Moschee oder einem muslimischen Gemeindezentrum – aufgerufen hatte der bekannte Rechtsradikale und Gründer der English Defence League, Stephen Yaxley-Lennon, der unter dem Namen Tommy Robinson bekannt ist. Er floh vor einer Woche aus dem Land, nachdem er in einem Fall wegen Verleumdung nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war.
Innenministerin warnt Randalierer
Die Polizei warnte vor Falschnachrichten, mit denen in Chatgruppen für die Teilnahme an den Protesten geworben werde. Die Behörde wies Berichte in sozialen Medien zurück, dass zwei Teilnehmer eines antimuslimischen Marsches in Stoke-on-Trent niedergestochen worden seien. Zwei Männer seien leicht verletzt worden, als sie von stumpfen Gegenständen getroffen worden seien.
Innenministerin Yvette Cooper sagte, Gesetzesbrecher würden einen hohen Preis zahlen. «Gewalttätigkeit hat keinen Platz auf unseren Strassen», sagte sie. Ihr Vorgänger James Cleverly forderte ein härteres Durchgreifen.