Im Vorfeld der Wahlen 2016 kam es in den USA zu grösseren Sicherheitspannen: Russische Hacker griffen die Wähler-Datenbanken in 21 Staaten an und drangen in einem Fall ein.
Es dauerte eine Weile, bis die Trump-Regierung sich in Bewegung setzte. Im Februar dieses Jahres erst erklärte die Inlandssicherheits-Ministerin Kirsten Nielsen: «Die Bedrohung existiert weiterhin. Wir müssen damit rechnen, dass die Wahlen 2018 und danach ein Ziel für russische Hackerangriffe bleiben.»
«Massnahmen kommen zu spät»
Seither unterstützt ihr Department für Homeland-Security die Einzelstaaten mit Personal und Know-how. Zusammen mit dem FBI wurde eine Informationsplattform geschaffen. Zudem sprach der Kongress im Frühling 380 Millionen Dollar zum besseren Schutz der Wahlsysteme.
Leider reicht es nicht, um die kommenden Zwischenwahlen abzusichern.
Professor Alex Halderman von der University of Michigan ist einer der führenden Experten für die Sicherheit der US-Wahlsysteme. Er sagt, das sei ein guter Start, aber die Massnahmen kämen spät.
«Leider reicht es nicht, um die kommenden Zwischenwahlen abzusichern.» Es gehe zu langsam voran, um die anfälligen Systeme im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren zu ersetzen.
Touch-Screens als Sicherheitsrisiko
In den USA ist die Wahlsicherheit Sache der einzelnen Staaten. Die Sicherheitslage ist deshalb sehr unterschiedlich. Am gefährdetsten sind Staaten, in denen Bürger in Wahllokalen via Touch-Screen wählen und ihre Voten rein digital gespeichert werden.
Ein Angreifer könnte diese Systeme mit Malware oder Viren infizieren, die zum Beispiel im Hintergrund Stimmresultate ändern, sagt Halderman.
Alex Halderman muss es wissen, denn er hat im Rahmen von Sicherheitsprüfungen genau solche Systeme gehackt. 2016 hat er als Zeuge vor dem Kongress mit drastischen Worten vor Sicherheitslücken gewarnt. «Fünf Gliedstaaten verfügen noch immer über rein elektronische Systeme, die praktisch unüberprüfbar sind, weil sie keine Papierbelege drucken. Unter anderem der Staat New Jersey», sagt er.
Wie sicher sind die Wahlmaschinen?
In New Jersey ist die Wahlbehörde da anderer Meinung. Er sei zuversichtlich, dass ihre Wahl-Maschinen sicher und exakt seien, sagt Robert Giles der Direktor der Wahlbehörde. «Unsere Maschinen sind nicht mit dem Internet verbunden. Sie sind nicht Teil eines Netzwerks, man müsste sie schon einzeln attackieren.»
Und das sei sehr unwahrscheinlich, sagt Giles. Die Maschine würde vor und nach ihrem Einsatz genau überprüft, Wahlhelfer müssten zudem einen Background-Check absolvieren.
Man kann Wahlmaschinen aus der Ferne hacken.
Cybersicherheits-Experte Alex Halderman lässt dieses Argument nicht gelten. Man könne Wahlmaschinen aus der Ferne hacken, beispielsweise während den Vorbereitungen für den Wahlgang.
Das einzige was Wahlen wirklich schütze, sei die Rückkehr zum Papier. Maschinen müssten unbedingt Belege drucken, damit das Endresultat wieder überprüfbar werde.
Zurück zum Wahlzettel
Auch New Jersey plant in einigen wenigen Bezirken wieder Stimmzettel aus Papier einzuführen, als Testlauf. Für die komplette Umrüstung fehle aber das Geld.
Andere Staaten sind da weiter, Colorado etwa gilt als Musterbeispiel. 97 Prozent der Wahlberechtigten stimmen hier brieflich ab, nur drei Prozent gehen ins Wahllokal. Colorado erneuert laufend seine Wahlmaschinen, New Jersey steht noch am Anfang.
Demokratie in Gefahr
Die Bilanz für die gesamten USA ist für den Cybersicherheits-Experte Halderman niederschmetternd: «Viele Staaten brauchen weiterhin diese anfälligen Wahlmaschinen», sagt der Cybersicherheits-Experte. «Einige sind schon damit überfordert, die Software aufzudatieren und die gröbsten Sicherheitslöcher zu stopfen.»
Wenn wir diese kritischen Systeme nicht in den Griff kriegen, dann ist unsere Demokratie in ernsthafter Gefahr.
Immer wieder hört man, das dezentrale US-Wahlsystem sei ein Plus, es sei zu kompliziert um gehackt zu werden. Ganz im Gegenteil, meint Halderman. «In den letzten Wahlen spielte das Resultat in einigen Swing States eine Rolle. Angreifer können deshalb sehr gezielt vorgehen, in engen Wahlen wird der Föderalismus zum Risiko. «Wenn wir diese kritischen Systeme nicht in den Griff kriegen, dann ist unsere Demokratie in ernsthafter Gefahr», sagt Cyber-Sicherheitsexperte Alex Halderman.