- Israels Likud-Partei ging aus der Wahl als stärkste Kraft hervor, aber Parteichef Netanjahu wurde nicht mit der Bildung einer Regierung beauftragt.
- Stattdessen soll es sein Rivale Gantz richten.
- Der Staatspräsident Israels hat den oppositionellen Ex-Militärchef Benny Gantz mit der Regierungsbildung beauftragt.
Gantz sagte bei der feierlichen Zeremonie im Amtssitz des Präsidenten in Jerusalem, er werde alles unternehmen, um binnen weniger Tage eine «nationale, patriotische und möglichst breite» Koalition zu schmieden.
Die rechtskonservative Likud-Partei des bisherigen Ministerpräsidenten Netanjahu war zwar bei der Parlamentswahl am 2. März stärkste Fraktion geworden. Gantz bekam aber mehr Empfehlungen der im Parlament vertretenen Parteien für die Regierungsbildung. Eine Mehrheit von 61 der 120 Abgeordneten sprach sich am Sonntag für ihn aus. Dies bedeutet aber nicht automatisch, dass er eine Mehrheit hat, um eine Koalition zu schmieden.
Gantz möchte Einheitsregierung
«Israel befindet sich am Anfang einer schweren Krise», sagte Gantz mit Blick auf die Ausbreitung des Coronavirus. «In diesen Tagen müssen politische Anführer alle persönlichen Erwägungen beiseite lassen.» Gantz sprach sich für eine Einheitsregierung aus, ohne Einzelheiten zu nennen. Er wolle dabei allen Israelis dienen, von den Siedlern bis zur arabischen Minderheit, betonte Gantz.
Er rief alle Parteichefs, darunter auch Regierungschef Benjamin Netanjahu, zu Bemühungen um eine nationale Versöhnung auf. Sie müssten «die zerstörerischen verbalen Waffen niederlegen und auf überflüssigen Hass verzichten», sagte er, offenbar an Netanjahu gerichtet, der ihn während des Wahlkampfs persönlich angegriffen hatte. Sowohl Gantz als auch Rivlin betonten, eine vierte Wahl sei keine Option.
Wahlen ohne klare Sieger
Seit mehr als einem Jahr steckt Israel in einem politischen Patt. Auch die dritte Parlamentswahl binnen eines Jahres endete ohne klaren Sieger. Weder Netanjahus rechts-religiöser Block noch Gantz' Mitte-Bündnis verfügte bislang über eine Mehrheit.
Die Likud-Partei wurde mit 36 von 120 Sitzen zwar stärkste Kraft. Allerdings verfehlte das rechts-religiöse Lager um den Likud mit 58 Sitzen die notwendige Regierungsmehrheit. Blau-Weiss kam auf 33 Sitze. Gantz erhielt am Sonntag die Empfehlungen von 61 Abgeordneten, dies gilt jedoch nicht unbedingt als Basis für eine Regierungsbildung. Denn der Ex-Militärchef lehnt bisher eine Aufnahme der Vereinigten Arabischen Liste, mit 15 Sitzen drittstärkste Kraft, in eine Koalition ab.