Bilder von völlig ausgetrockneten Böden im südspanischen Naturschutzgebiet Doñana oder von fast ganz leeren Stauseen in Katalonien, Meldungen von Einschränkungen beim Wasserverbrauch für die Bevölkerung und die Gäste: Daran hat man sich in Spanien in den vergangenen Jahren gewöhnt.
Doch in der letzten Zeit macht das Umgekehrte Schlagzeilen. Angefangen hatte es im letzten November mit dem verheerenden Hochwasser von Valencia, aber auch danach gab es immer wieder überdurchschnittlich starke Regenfälle – im März litten mehrere Regionen Spaniens unter Überschwemmungen.
Das Naturschutzgebiet Doñana wandelt sich
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Bild 1 von 2. Von der Dürre zerfurchte Böden. Solche Bilder aus Doñana sah man in den letzten Jahren häufig. Bildquelle: Keystone/ap/Ángeles Visdómine.
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Bild 2 von 2. Nach den grossen Niederschlägen im März machten plötzlich solche Bilder aus der Doñana die Runde. Bildquelle: Keystone/epa-efe/Julian Perez.
Die Unwetter, die Spanien in den letzten Monaten heimsuchten, haben aber auch ihre gute Seite: Die Wasserreserven sind vielerorts auf dem Höchststand. Ein Beispiel sorgte kürzlich für besonders viel Aufmerksamkeit. Beim Alcántara-Stausee, dem zweitgrössten des Landes, liessen die Verantwortlichen Wasser ab – hinunter ins Flussbett des Tajo. Denn: Der Stausee war bereits zu voll.
In spanischen Medien war die Rede von einem «historischen März». Tatsächlich habe es in Spanien seit Jahrzehnten keinen derart regnerischen März mehr gegeben, bestätigt Jorge Olcina, Direktor des Forschungslabors für Klimatologie an der Universität Alicante.
In den Einzugsgebieten der grössten Flüsse Spaniens – Ebro, Duero, Tajo, Guadiana und Guadalquivir – seien die Wasserspeicher nun wieder gut gefüllt. «Die Versorgung der Städte und der Landwirtschaft ist für zwei Jahre gesichert.»
Grundsätzlich ist beim Klima eine Tendenz hin zu den Extremen zu beobachten.
Gute Aussichten für das Land, aber keine langfristige Entlastung, warnt der Klimatologe. «Alle Klimamodelle für Spanien zeigen, dass Trockenheiten künftig – besonders in den Gegenden am Mittelmeer – sogar häufiger und intensiver werden.»
Denn grundsätzlich sei beim Klima eine Tendenz hin zu den Extremen zu beobachten. «Es wird immer mehr Ereignisse geben – mit Extremtemperaturen oder unregelmässigen, dafür umso heftigeren Niederschlägen. Oder eben auch mit Dürren.»
Klimatologe Jorge Olcina ist deshalb überzeugt: Es wäre falsch, sich auf den aktuellen Wasserreserven auszuruhen. «Das ist der Fehler, den wir in Spanien immer begehen. Wenn wir ein Problem wie die Dürre für einmal nicht haben, hören wir auf, darüber nachzudenken … bis die nächste Dürre kommt. Und dann? Dann werden wieder Notmassnahmen ergriffen.»
Geklärtes Abwasser als Chance für die Zukunft
Dabei wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um längerfristig zu denken, findet Jorge Olcina. Eine Massnahme, um mit Dürren künftiger besser umgehen zu können, liegt ihm besonders am Herzen: die Wiederverwertung von geklärtem Abwasser. Dieses könnte problemlos zur Bewässerung von Feldern, Gärten oder Golfplätzen dienen.
«Bisher werden im ganzen Land nur gerade 10 Prozent des Abwassers wiederverwendet.» Jetzt sollte man dafür sorgen, dass dieser Anteil höher wird. Die dafür nötige Infrastruktur aufzubauen, darin sieht Jorge Olcina die grosse Herausforderung für Spanien in den nächsten Jahren.