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Desertifikation in Spanien Weite Teile Spaniens sind von Wüstenbildung bedroht

Extreme Trockenheit und extremer Regen – beides ist schlecht. Nicht nur für die Landwirtschaft. Und die Situation dürfte sich mittelfristig weiter verschärfen.

Darum geht es: Ende Oktober führten sturzflutartige Regenfälle vor allem in der Region von Valencia in Spanien zu schweren Überschwemmungen und grosser Verwüstung, mindestens 229 Menschen verloren ihr Leben. Dabei hatte Spanien in den vorangehenden Monaten eher Schlagzeilen wegen anhaltender Trockenheit oder sogar Dürre geliefert. Beide Phänomene hängen jedoch miteinander zusammen – und dürften sich mit der fortschreitenden, vom Menschen verursachten Klimaerwärmung weiter verstärken.

Hier sieht es immer stärker aus wie im Wildwest-Film.
Autor: Nicole Ris Journalistin, lebt in Spanien und beschäftigt sich mit der Umwelt

Spanien verwüstet: Laut der staatlichen spanischen Wetteragentur kommen allein in Spanien pro Jahr rund 1500 Quadratkilometer Wüste neu hinzu – das ist in etwa die Fläche des Kantons Luzern. Am stärksten betroffen ist der Süden des Landes. «Hier sieht es immer stärker aus wie im Wildwest-Film», sagt die Journalistin Nicole Ris . Sie lebt in Spanien und beschäftigt sich mit Umweltthemen. «Der Boden sieht verhärtet, weiss oder grau aus – auf jeden Fall nicht mehr sehr lebendig.» Der Boden ist dann auch für Wasser nicht mehr durchlässig. Und wenn es stark regnet, versickert das Wasser nicht, es fliesst oberflächlich ab.

Zubetonierte Städte, immer mehr Strassen

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Das Problem der schlechten Versickerung bei Starkregen stellt sich nicht nur in der Landwirtschaft. Auch zubetonierte Flächen wie Städte und Strassen sind ein Problem. Denn dort kann überhaupt kein Wasser versickern, wenn es mal stark regnet. Die Folge: Das Abwassersystem ist schnell überlastet, die Wassermassen suchen sich ihren Weg durch die Strassen. Die Stadtplanung hat das Problem im Grundsatz erkannt und versucht, in den Städten statt Teer- vermehrt Sickerflächen anzulegen.

Die Gründe: Durch die Klimaerwärmung werden sowohl Dürren als auch Starkregen-Ereignisse häufiger. Doch die Wüstenbildung hat auch mit der intensiven Landwirtschaft zu tun – gerade in Spanien. Die Böden werden für die Nahrungsmittelproduktion regelrecht ausgepresst – Maschineneinsatz, Pestizide, Fungizide können dazu führen, dass der Boden zusammengepresst wird, die Mikro-Lebewesen im Boden verschwinden, er wird unfruchtbar und womöglich aufgegeben. Und dann hat mit der Trockenheit die Wüste leichtes Spiel, sich weiter auszubreiten.

Die Folgen: Unmittelbare Folgen sind womöglich Überschwemmungen wie in der Region Valencia oder mittelfristig auch Ernteausfälle. «Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass 2045 in Spanien nur noch halb so viel Getreide geerntet werden kann wie heute noch», sagt die Journalistin Ris. Und schon jetzt leiden viele Bauern in Spanien entweder unter Dürren, die kaum etwas wachsen lassen, oder unter Überschwemmungen, welche die womöglich gewachsenen Kulturpflanzen vernichten.

Die Böden werden resilienter – und darauf kommt es an.
Autor: Nicole Ris Journalistin, lebt in Spanien und beschäftigt sich mit der Umwelt

Mögliche Massnahmen: Ein Ansatz heisst regenerative Landwirtschaft. Dabei werden die Böden wiederbelebt, indem auf einen Chemikalieneinsatz verzichtet wird. Die Böden werden weniger oft gepflügt, die Humusschicht wird mittels gezielter Bepflanzung regeneriert. Dadurch kann mehr Feuchtigkeit im Boden gespeichert werden, und bei Regen kann das Wasser vermehrt versickern. Das allerdings dauert Jahre, während derer die betroffenen Bauern grosse Einnahmeeinbussen verkraften müssen. «Doch mittelfristig werden die Böden resilienter – und darauf kommt es an», so Ris.

Das tut die Regierung: Gegen die Verwüstung an sich gibt es in Spanien – wie übrigens auch in anderen Ländern – keinen eigentlichen Subventionstopf. Zwar gibt es Finanzierungsprogramme, um die Biodiversität oder die Aufforstung von Wäldern zu fördern, aber die Wüstenbildung ist in Europa von der Politik offenbar noch nicht als konkrete Gefahr erkannt worden. Und das kritisieren nicht nur betroffene Landwirte, sondern auch viele Wissenschaftler.

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SRF 4 News aktuell, 26.11.2024, 09:50 Uhr ; 

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