Der zweitgrösste Nebenfluss des Amazonas, der Rio Negro, hat den niedrigsten Stand seit Beginn der offiziellen Messungen vor 122 Jahren erreicht, wie der Geologische Dienst Brasiliens (SGB) mitteilte.
Dürre im Amazonas lässt Flüsse verschwinden
Am Hafen in der Provinzhauptstadt Manaus liegt aufgrund der schweren Dürre teilweise trocken. Den Prognosen der Geologen zufolge könnte der Pegel in den kommenden Tagen noch weiter sinken.
Flüsse fallen als Wasserstrassen aus
Vor allem die Bevölkerung an den Flussufern des Rio Negro leidet. Viele von ihnen können sich normalerweise nur per Boot auf den Flüssen fortbewegen. Wegen des niedrigen Pegelstandes sind Boote auf Grund gelaufen, die Versorgung der Gemeinden mit Wasser, Lebensmitteln oder Medikamenten wird dadurch erschwert.
«Wenn mein Boot hier an Land liegt, verdiene ich kein Geld», sagt etwa Bootsführer Raimundo Filho gegenüber den örtlichen Medien.
Schwerste Dürre seit über 70 Jahren
In Brasilien, wo sich der grösste Teil des Amazonasgebiets befindet, sind mehr als ein Drittel des Staatsgebiets von der extremen Trockenheit betroffen.
Laut dem Nationalen Zentrum für die Überwachung von Naturkatastrophen handelt es sich um die schwerste Dürre seit Beginn der systematischen Messung im Jahr 1950. Sie steht Experten zufolge in Zusammenhang mit dem Wetterphänomen El Niño und dem Klimawandel.
Die Wetterphänomene
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Bei der Wetteranomalie El Niño, die alle paar Jahre im äquatorialen Pazifik auftritt, flauen die westwärts wehenden Passatwinde ab, das Meerwasser an der Oberfläche an der südamerikanischen Küste erwärmt sich, weil aus der Tiefe kein kaltes Wasser mehr «nachgesaugt» wird. El Niño hat regionale, aber auch weltweite Auswirkungen auf das Wetter: An der süd- bis mittelamerikanischen Westküste kommt es zu intensiven bis katastrophalen Niederschlägen, während östlichere Teile des Kontinents – etwa das Amazonas-Gebiet – ebenso wie Australien und Indonesien tendenziell unter Dürren leiden. Weltweit gelten El-Niño-Jahre als eher warme Jahre.
Das Gegenteil davon ist die Wetteranomalie La Niña: Dabei verstärken sich die von Ost nach West wehenden Passatwinde am äquatorialen Pazifik, was dort zu kälteren Oberflächentemperaturen führt. Die Folgen sind vermehrte Tiefdruckgebiete oder gar Taifune, die Ostasien treffen, auch Australien oder Neuseeland können von heftigen Niederschlagsereignissen heimgesucht werden. Nordamerika wird tendenziell von mehr Hurrikans heimgesucht. Ostafrika dagegen leidet meist unter verheerenden Dürren. La Niña hat weltweit eher eine temperaturdämpfende Wirkung. Die beiden Wetterphänomene wechseln sich meist im Rhythmus von einigen Jahren ab.
Seit 2020 herrschte La Niña – das Phänomen wurde im September 2023 von einem El Niño ohne Pause abgelöst. Inzwischen hat bereits wieder La Niña übernommen.
Die vergangenen Jahre seien im Amazonasgebiet von extremen Ereignissen geprägt gewesen, die mit dem Klimawandel zusammenhängen, sagt der nationale Koordinator des hydrologischen Warnsystems des Geologischen Dienstes, Artur Matos: «Die Jahre 2021 und 2022 waren von grossen Überschwemmungen, die Jahre 2023 und 2024 von langen Dürreperioden geprägt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Extreme immer häufiger auftreten.»
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Archiv: Schwerste Waldbrände im Amazonas seit 20 Jahren
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