Der Amazonas leidet unter der schlimmsten Trockenheit seit Beginn der Aufzeichnungen vor über 120 Jahren. Durch das brasilianische Amazonasgebiet fliesst schätzungsweise ein Fünftel des Süsswassers der Erde.
Doch die Flüsse im Amazonas trocknen aus, mit gravierenden Folgen für Tiere und Pflanzen. Hunderttausende von Menschen leiden unter akuten Versorgungsproblemen. Die Regierung im Bundesstaat Amazonas hat den Notstand ausgerufen.
Verendende Delfine
Der Rio Negro etwa, der zweitgrösste Nebenfluss des Amazonas, hat so wenig Wasser wie noch nie seit Beginn der Messungen. Das hat Auswirkungen auf die Tierwelt: Hunderte von Süsswasserdelfinen sind bereits verendet – warum genau, wird noch untersucht.
Auch für die Menschen in diesem Gebiet, das so gross ist wie Westeuropa, hat die Dürre schlimme Auswirkungen. Sie fangen kaum noch Fische, die Transportwege übers Wasser funktionieren oft nicht mehr. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Wasser wird dadurch prekär.
Klimaerwärmung, Abholzung und «El Niño»
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen drei Hauptfaktoren für die Jahrhundertdürre. Zum einen führt das Wetterphänomen «El Niño» in regelmässigen Abständen dazu, dass der Norden Südamerikas viel weniger Regen abbekommt als in normalen Jahren, der Süden dafür umso mehr. Das alleine erklärt das Ausmass der Dürre aber noch nicht.
Hinzu kommt die Klimaerwärmung, insbesondere die ungewöhnliche Erwärmung der Wassertemperaturen im nördlichen Atlantik. Warum dies so schnell geschah, bereitet der Wissenschaft noch Kopfzerbrechen. Die Folge ist, dass sich die Region mit vielen Wolken und Regenbildung gegen Norden verlagert.
Schliesslich trägt auch die Abholzung des Regenwaldes dazu bei: Dieses Jahr hat sie in Brasilien zwar wieder abgenommen – in den Jahren davor aber war sie rekordhoch. 20 Prozent des Amazonas-Regenwaldes sind unterdessen abgeholzt, 40 Prozent geschädigt. Die Bäume stehen zwar noch, sie sind wegen der Dürre aber anfällig für Brände. Entwarnung gibt es vorerst nicht. Das Wetterphänomen «El Niño» zumindest dürfte gemäss Meteorologen noch mindestens bis April anhalten.