- Rettungshelfer suchen zwei Tage nach der Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut weiter nach Überlebenden.
- Noch immer werden nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes rund 100 Menschen vermisst.
- Ein Expertenteam aus der Schweiz fliegt heute nach Beirut.
Soldaten der Armee, Mitarbeiter des Roten Kreuzes und Freiwillige waren am Ort der Katastrophe im Einsatz. Mitarbeiter des Zivilschutzes kontrollierten zudem Gebäude, die einsturzgefährdet sein könnten.
Angehörige von Überlebenden hofften auf Lebenszeichen von Vermissten. «Ich warte hier, ich bewege mich nicht weg», rief eine Frau in der Nähe des abgesperrten Hafens. «Mein Bruder arbeitete im Hafen und ich habe von ihm nichts gehört, seitdem es die Explosion gab.»
Ursache noch unklar
Bei der gewaltigen Detonation waren am Dienstag mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen, rund 5000 wurden verletzt. Rettungshelfer erwarten, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird. Die Explosion zerstörte grosse Teile des Hafens und der umliegenden Gebiete.
Die Suche nach der Ursache der Detonation dauert an. Eine Untersuchungskommission der Regierung soll dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht vorlegen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in Beirut von einer «historischen Verantwortung» für die politische Führung im Libanon gesprochen. «Es handelt sich um eine politische, moralische, wirtschaftliche und finanzielle Krise, deren erstes Opfer das libanesische Volk ist, und sie erfordert extrem schnelle Reaktionen», sagte Macron.
Er forderte mit deutlichen Worten Reformen im Libanon. Nötig seien «starke politische Initiativen», um gegen die Korruption und die Undurchsichtigkeit des Bankensystems zu kämpfen.
Vor Journalisten sagte er, die Unterstützung und Solidarität Frankreichs seien selbstverständlich. Er sei gekommen, um den Libanesen Frankreichs Freundschaft und Brüderlichkeit zu bringen. Der Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder sind immer noch eng verbunden.
Hilfe von der EU
Die EU hat dem Libanon nach der schweren Explosion in Beirut Nothilfe in Höhe von mehr als 33 Millionen Euro zugesagt. Mit dem Geld soll zum Beispiel medizinische Ausrüstung finanziert werden, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem Gespräch mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Hassan Diab mitteilte.
Weitere Hilfen könnten je nach Einschätzung der humanitären Lage vor Ort folgen, hiess es. Von der Leyen bot dem Libanon zudem die Unterstützung der EU beim Wiederaufbau des zerstörten Teils der Stadt an.
Schweizer Hilfsteam unterwegs
Mehrere Länder schickten Rettungsmannschaften und Experten nach Libanon, um bei der Bergung von Verschütteten und der Suche nach Vermissten zu helfen.
Aus der Schweiz flog heute ein Expertenteam nach Beirut. Es soll nach Angaben des Eidgenössischen Departements für äussere Angelegenheiten (EDA) unter anderem die Stabilität von Gebäuden prüfen.
Durch die Explosion sind auch die Schweizer Botschaft und die Residenz von Botschafterin Monika Schmutz Kirgöz schwer beschädigt worden. Zudem wird das Team den libanesischen Behörden bei der Stabilitätsprüfung von öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Spitälern helfen.