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Nach jahrelanger Flaute Corona lässt die Frachtpreise steigen

In der Containerbranche erhöhen sich die Preise derzeit rasant. Das könnte auch für Konsumenten zum Problem werden.

Jahrelang herrschte in der Containerbranche Flaute. Die Containerpreise dümpelten vor sich hin, Überkapazitäten schmälerten den Profit. Doch dann begann mitten in der Pandemie plötzlich eine Aufholjagd, wie sie die Branche seit Jahren nicht mehr erlebt hat.

Laut Burkhard Lemper, Chef des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremen, bewegen sich die Containerpreise inzwischen auf dem Niveau von 2007 oder 2008. Sie sind also inzwischen so hoch wie während der Spitzenzeiten vor der globalen Finanzkrise.

Frachtpreise verfünffacht

Auf einigen Strecken hätten sich die Frachtraten für einen Standardcontainer seit dem letzten Jahr verfünffacht, so der Ökonom. Vor allem auf den Hauptachsen des Welthandels gehen die Preise durch die Decke, etwa auf der Strecke von China Richtung Nordeuropa.

In Erwartung der Auswirkungen der Coronakrise haben die Reeder weniger bestellt.
Autor: Burkhard Lemper Leiter Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik

Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung: Die Reeder haben die Corona-Situation falsch eingeschätzt. «In Erwartung der Auswirkungen der Coronakrise haben die Reeder im letzten Jahr weniger bestellt», erklärt Lemper. Teilweise hätten sie aus Angst sogar Schiffe verschrottet. Beides habe dazu beigetragen, das Angebot weiter zu verkleinern.

Zudem wurde auch kaum mehr in neue Container investiert. Als dann die Nachfrage nach Containern und Schiffen im Frühsommer des letzten Jahres überraschend anzog, kam es zu Engpässen. Zwar wurden im ersten Quartal so viele neue Containerschiffe bestellt wie nie zuvor in einem Quartal. Doch bis diese gebaut sind, vergehen noch Monate.

An der US-Westküste gibt es für Containerschiffe Wartezeiten von einer bis zwei Wochen.
Autor: Burkhard Lemper

Die Knappheit wird weiter dadurch verschärft, dass einige grosse Häfen mit dem Entladen der Container nicht nachkommen. «An der US-Westküste gibt es für Containerschiffe Wartezeiten von einer bis zwei Wochen», so Lemper. Sowohl Container wie Schiffe sind für diese Zeit blockiert.

All diese Faktoren führten dazu, dass nicht nur die Frachtraten im Moment sehr hoch seien, sondern auch die Charterraten, also die Mieten für die Container, erklärt der Ökonom.

Und weil die Zeichen im Welthandel auf Erholung stehen, dürfte sich dieser Trend so schnell auch nicht ändern. Bald könnten das auch die Konsumenten zu spüren bekommen. Spätestens dann, wenn die Preise für diverse Güter steigen.

HeuteMorgen, 21.05.2021, 06:00 Uhr

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