- Auch nach seiner Wiederwahl steht Frankreichs Präsident Macron weiter unter Druck: Er muss eine Regierung bilden, die verschiedene Lager und Erwartungen abbildet.
- Im Juni stehen die Parlamentswahlen an, bei denen eine Mehrheit für den Staatschef noch nicht ausgemacht ist.
Für Macron, dem nur gegen grosse Widerstände der erneute Einzug in den Élyséepalast gelang, geht es darum, seine Macht zu sichern und den Unmut und die Enttäuschung im Land zu kanalisieren – bei der Neuformierung des Kabinetts wird er nun viele Interessen berücksichtigen müssen.
Es ist in Frankreich üblich, dass der Premierminister noch vor offiziellem Amtsantritt des wiedergewählten oder neuen Präsidenten den Rücktritt der Regierung anbietet.
Auch der derzeitige Premier Jean Castex hatte zuvor bereits seinen Rücktritt für kurz nach der Wahl angekündigt. Der Schritt wird aber erst nach der Veröffentlichung des amtlichen Endergebnisses im Laufe der Woche erwartet.
Insbesondere im linken Lager hatte Macron vor dem Endduell um Unterstützung geworben. Auch äusserte er verstärkt ökologische Ambitionen, um die Stimmen derjenigen zu erhalten, die sich ein energischeres Handeln gegen die Klimakrise wünschen.
Parlamentswahlen sind nächste Hürde
Während sich in Deutschland aus der Parlamentswahl ergibt, wer von einer Mehrheit getragen die Geschicke des Landes lenkt, folgt in Frankreich die Wahl des Parlaments kurz auf die Präsidentschaftswahl – bereits in sieben Wochen.
Der Präsident muss sich demnach eine Mehrheit für seine Amtsperiode sichern, um ohne allzu grosse Widerstände seine Pläne umsetzen zu können. Dabei werden die 577 Abgeordneten allesamt nach dem Mehrheitswahlrecht in den Wahlkreisen bestimmt. Die Stärke und der Erfolg der Parteien in den Regionen ist bestimmend für die Parlamentsmehrheit.
Die Parlamentsmehrheit ist für Macron so wichtig, weil das Parlament die Regierung absetzen kann. Ohne eigene Mehrheit wäre er gezwungen, einen Premier zu ernennen, der die Mehrheit des Parlaments hinter sich weiss.
Ob Macron es bei den Wahlen am 12. und 19. Juni gelingt, eine relative oder absolute Mehrheit zu erlangen, ist allerdings nach dem heftigen Gegenwind bei der Präsidentschaftswahl und angesichts des Unmuts in der Bevölkerung offen.