- In der syrischen Metropole Aleppo sollen mehr als 100 Menschen durch einen Giftgasangriff von Rebellen verletzt worden sein.
- Die Rebellen weisen die Anschuldigungen als «erfunden» zurück.
- Als Reaktion greift die syrische Regierung Ziele in einer Pufferzone an – wenige Tage vor neuen Verhandlungen.
Die Regierung wirft den Rebellen vor, dutzende Raketen mit Giftgas auf Aleppo abgefeuert zu haben. Gemäss der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur seien 107 Menschen verletzt worden. Die Opfer litten unter teils schweren Atemproblemen.
Als «Erfindung» bezeichnen dagegen die Rebellengruppen die Anschuldigungen. Es handle sich um «Lügen, die dazu dienen sollen, die Verbrechen des Regimes gegen die syrische Bevölkerung zu überdecken», sagte ein Sprecher der Nationalen Befreiungsfront, eines Bündnisses mehrerer Rebellengruppen.
Die Eskalation kommt nur wenige Tage vor neuen Syrien-Verhandlungen im kasachischen Astana. Vertreter der syrischen Regierung, einiger Rebellengruppen und die Garantiemächte Russland, Türkei und Iran wollen dort ab Mittwoch zusammenkommen. Einen Tag später will sich der UNO-Sicherheitsrat mit der Lage befassen.
Chlorgas auf Wohngebiete
Das Aussenministerium in Damaskus beschwerte sich in einem Brief unter anderem an den UNO-Sicherheitsrat und die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen: «Bewaffnete Terrorgruppen» sollen dutzende Geschosse mit Chlorgas auf Wohngebiete in Aleppo abgefeuert haben. Weiter wirft die Regierung ausländischen Staaten vor, den Terroristen die benötigten Substanzen zugänglich gemacht zu haben.
Am Samstagabend seien nach Spital-Angaben in Aleppo mehr als 100 Menschen eingeliefert worden. Die staatliche Nachrichtenagentur verbreitete zudem Fotos und Videos, die zeigen sollen, wie Opfer mit Atemproblemen behandelt werden.
Erste Angriffe seit September
Nach langen und heftigen Kämpfen war Aleppo im Dezember 2016 von den Regierungstruppen zurückerobert worden. Die Rebellen zogen sich in die nahe Provinz Idlib zurück. Die letzte grosse Provinz Syriens, die grösstenteils unter der Kontrolle von Rebellen steht. Seit dem Ende der Gefechte in Aleppo hatte sich die Situation dort beruhigt.
Jetzt attackierten Kampfflugzeuge die Rebellenstellungen zwischen Aleppo und Idlib. Gemäss eines Sprechers des russischen Verteidigungsministeriums, bombardierte die russische Luftwaffe die Stellungen der Terroristen, die Aleppo beschossen haben sollen. Es sind die ersten Angriffe auf die Pufferzone rund um die Provinz Idlib seit September dieses Jahres.