Es ist fünf Jahre her, da schloss Frankreich mit Australien ein bilaterales Sicherheitsabkommen. Vor zwei Jahren wurde der Pakt feierlich besiegelt. Nun wird er durch das Abkommen zwischen den USA, Grossbritannien und Australien hinfällig.
Frankreichs Aussenminister Yves Le Drian vergeudet keine diplomatischen Floskeln. Dieses neue Sicherheitsabkommen im Indopazifischen Raum sei für Frankreich ein Schlag aus dem Hinterhalt. Australien habe Frankreichs Vertrauen missbraucht.
Es geht einerseits ums Geschäft: Teil des franko-australischen Abkommens war die Lieferung von zwölf konventionellen U-Booten. Für die französische Industrie wären dies Aufträge in der Höhe von über acht Milliarden Euro gewesen. Australien hat diese Bestellung nun annulliert, weil es mit dem neuen Sicherheitspakt auch atombetriebene U-Boote von den USA beziehen wird.
Doch für Aussenminister Le Drian geht es andererseits auch um strategische Interessen. Die strategische Zusammenarbeit mit Australien habe einen intensiven Technologie-Transfer vorgesehen. Australien habe mehr strategische Unabhängigkeit erreichen wollen. Frankreich hatte den Vertrag in einem Wettbewerb gewonnen; gegen Konkurrenten wie Japan oder Deutschland.
Australien habe sein Interesse an der Zusammenarbeit mit Frankreich noch vor zwei Wochen bekräftigt, sagt Le Drian – und nun sei plötzlich Schluss. Doch ganz so einfach werde man Australien nicht aus dem Abkommen entlassen. Es gebe Verträge, die beide Regierungen feierlich besiegelt hätten. Ob Paris nun Schadenersatz verlangt, dazu wollte sich Le Drian nicht äussern.
Aber auch das Verhältnis zwischen Frankreich und den USA leide unter diesem neuen Sicherheitspakt. Die US-Regierung habe sich so einseitig und unberechenbar verhalten, wie einst unter Donald Trump. Frankreich habe vom Ende der Zusammenarbeit mit Australien durch eine Rede von Präsident Biden erfahren. Ohne jede Vorwarnung. Das gehöre sich nicht zwischen Alliierten.
Hier spricht nicht nur ein düpierter Verbündeter, sondern auch ein Konkurrent. Frankreich verfolgt über seine Überseegebiete in dieser Region auch eigene strategische Interessen – und sieht sich jetzt durch die Zusammenarbeit zwischen Australien, den USA und Grossbritannien ausgegrenzt.