Unter allzu grossem Schamgefühl hat der britische Premierminister noch nie gelitten. Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen musste er sich vor dem britischen Parlament für sein Verhalten entschuldigen. Dies, nachdem nun aktenkundig ist, dass er mitten im Lockdown in Downing Street an einer Geburtstagsparty teilgenommen hat.
Ja, er habe von der Polizei eine Busse erhalten und diese nun bezahlt. Er entschuldige sich bei der britischen Bevölkerung. Er schlage jedoch vor, die unsägliche Angelegenheit indessen ruhen zu lassen und sich wieder den wichtigen Problemen zuzuwenden. Die Festivitäten des Premierministers sind zwar peinlich, aber angesichts der aktuellen Weltlage tatsächlich eher banal.
Vorwurf der Lüge
Weit schwerwiegender ist jedoch der Vorwurf, Johnson habe das Parlament belogen. Denn auf die Frage, ob es in Downing Street solche Feste gegeben habe, erklärte er dem Unterhaus noch im Dezember, es habe nie eine Party gegeben und keine Covid-Regeln seien gebrochen worden. Seine damalige Aussage sei gutgläubig erfolgt. Er sei falsch beraten worden. Niemand habe ihn beim fraglichen Anlass darauf hingewiesen, dass er an einer Party teilnehme.
Das Problem an dieser Erklärung ist, dass die meisten Leute, die in einen Raum kommen, in dem Weingläser klirren, Kuchen gegessen und Happy Birthday gesungen wird, keinen Berater benötigen, um zu realisieren, dass sie sich nicht in einer Konferenz befinden. Insbesondere nicht, wenn die Einladung von der eigenen Frau verschickt wird. Die Angelegenheit ist deshalb mit der Entschuldigung noch nicht ausgestanden.
Letztes Wort noch nicht gesprochen
Am Donnerstag wird das Unterhaus über einen Antrag befinden, ob eine parlamentarische Kommission untersuchen soll, ob es Johnson lediglich an Urteilsvermögen mangelt, oder ob er schlicht gelogen hat.