Das hätte sich der weggeputschte Präsident von Gabun, Ali Bongo, wohl nicht träumen lassen: Dass er mit 74 Jahren nochmals einen Hit landen würde. Als Ali Bongo letzte Woche während der Machtübernahme von den Putschisten unter Hausarrest gestellt worden war, wendete er sich in einer Videobotschaft an «all seine Freunde überall auf der Welt» – und bat diese «to make noise», sie sollen seinetwegen Lärm machen.
Wenige Stunden später kursierte bereits ein Remix von Ali Bongos verzweifeltem Aufruf aus dem Hausarrest.
Seither sind diverse Memes daraus entstanden, in den sozialen Medien wird dazu getanzt, tausendfach geliked.
James Brown, Bob Marley und Michael Jackson
Die Ironie der Geschichte: Ali Bongo wollte in seiner Jugend tatsächlich Musikstar werden. Bevor Ali Bongo die Macht in Gabun von seinem Vater, dem Langzeitherrscher Omar Bongo, übernahm, nahm Ali Bongo in den 1970er Jahren ein Album auf. Das war bevor die Präsidentenfamilie zum Islam konvertierte und Ali Bongo damals noch unter dem Namen Alain Bongo als Sänger auftrat.
Produziert wurde das Album «A brand new man» vom Manager der Funklegende James Brown. James Brown war zuvor an Vater Bongos Geburtstag aufgetreten. Doch die Liebe zur Musik der Familie Bongo hörte nicht in den 70er Jahren auf. Ali Bongos Mutter liess sich in den 80ern von Vater Bongo scheiden und wurde Sängerin. Ali Bongos Schwester hatte eine Affäre mit Reggaestar Bob Marley und brachte diesen für ein Konzert nach Gabun. In den 1990er Jahren stattete der «King of Pop», Michael Jackson, den Bongos einen Besuch ab.
Neuer Machthaber, alte Verstrickungen
Doch nun ist die mehr als ein halbes Jahrhundert andauernde Bongo-Dynastie mit ihrer Liebe für Musik zu Ende. In Gabun gibt heute ein anderer den Takt an. Putschistenführer General Brice Oligui Nguema wurde am Montag zum Übergangspräsidenten eingeschworen. Der neue Machthaber hiess politisch Verfolgte aus dem Exil und dem Gefängnis willkommen, er versprach eine neue Verfassung und Neuwahlen. Allerdings ohne ein Datum dafür zu nennen.
Auch wenn der Putsch in der gabunischen Bevölkerung die Hoffnung auf bessere Zeiten nährt – ob diese mit Übergangspräsident Brice Oligui Nguema kommen werden, ist fraglich. Der Chef der Präsidentengarde hatte früher für die Sicherheit von Vater und Sohn Bongo gesorgt und war jahrelang Teil des Regimes. Er soll sogar mit Ali Bongo verwandt sein. Und ob General Brice Oligui Nguema ein Musikgehör haben wird für die Anliegen der gabunischen Bevölkerung, wird er erst noch beweisen müssen.