- Nach der Gewalttat in Aschaffenburg mit zwei Toten ist der Druck in Deutschland gross, die Tat aufzuklären.
- Die zuständigen Behörden müssen sich viele Fragen gefallen lassen. Dass der Tatverdächtige ein ausreisepflichtiger und psychisch vorbelasteter Afghane ist, rückt ins Zentrum.
- Wie mehrere deutsche Medien berichten, hat ein Gericht die Unterbringung des Tatverdächtigen in einer Psychiatrie angeordnet.
Einen Unterbringungsbefehl gibt es in der Regel, wenn es Anhaltspunkte gibt, dass ein Verdächtiger zur Tatzeit aufgrund einer psychischen Erkrankung schuldunfähig war. Dem Mann wird zweifacher Mord, zweifacher versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hat er sich zunächst nicht zu den Vorwürfen geäussert.
Markus Söder kritisiert deutsche Migrationspolitik
Einen Tag nach der Gewalttat mit zwei Toten und drei Schwerverletzten liegt ein dunkler Schatten über der bayerischen Stadt am Untermain.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder drückte Empörung aus: «Es reicht. Es reicht. Es reicht. Wie viel eigentlich noch? Mannheim, Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg. Was kommt vielleicht als Nächstes? Das sind alles keine Zufälle, sondern die Folge einer Kette einer falschen, jahrelangen Migrationspolitik», sagte er in München. Söder sagte einen harten Kursschwenk in der Migrationspolitik nach der angestrebten Regierungsübernahme im Bund voraus.
Klinikaufenthalte wegen psychischer Probleme
Der mutmassliche Gewalttäter hatte nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eine gerichtlich bestellte Betreuerin. Grund seien die psychischen Probleme des Afghanen gewesen, der mehrmals in ein Bezirksspital eingewiesen worden sei und auch Medikamente bekommen habe. Es müsse nun überprüft werden, nach welchen Kriterien solche Menschen wieder aus einer Klinik gelassen werden.
Der mutmassliche Angreifer hatte Herrmann zufolge selbst Anfang Dezember 2024 den Behörden schriftlich angekündigt, ausreisen zu wollen. Zuvor habe der 28-Jährige aber unter anderem wegen einer verstrichenen Frist nicht abgeschoben werden können.
Die Polizei versucht derweil, den genauen Ablauf der Messerattacke zu rekonstruieren. Der Verdächtige selbst ist bis Donnerstagmittag nicht offiziell vernommen worden. «Es ist davon auszugehen, dass zur Vernehmung des Beschuldigten ein Dolmetscher hinzugezogen wird», teilte die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg mit.
Am Nachmittag soll der Mann, der Ende 2022 nach Deutschland kam, einer Ermittlungsrichterin am Amtsgericht vorgeführt werden. Diese entscheidet darüber, ob er in Untersuchungshaft kommt oder einstweilig in einer Psychiatrie untergebracht wird. Die Vorwürfe gegen den Mann lauten Mord und gefährliche Körperverletzung.
Mann begeht Straftaten in Asylunterkünften
Der Afghane ist den Behörden bereits in der Vergangenheit wegen Straftaten aufgefallen, «unmittelbar in den jeweiligen Asylunterkünften, wo er sich aufgehalten hat», wie Herrmann sagte. In drei Fällen sei es zu Tätlichkeiten gegenüber anderen Menschen gekommen. Dies sei dann auch immer Anlass für eine weitere psychiatrische Behandlung gewesen.
Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing mahnt nach dem Angriff zu Besonnenheit. «Ein Geflüchteter greift unschuldige Menschen an, verletzt und tötet sie. Wir sehen die Parallelen», sagt Herzing mit Blick auf die Todesfahrt von Magdeburg sowie die Messerattacken in Solingen und vor einigen Jahren in Würzburg. Er betont aber: «Wir können und dürfen die Tat eines Einzelnen niemals einer gesamten Bevölkerungsgruppe anrechnen.»
Man dürfe trotz Wut, Trauer und «Rachegedanken» keine «Spirale der Gewalt und des Hasses in Gang setzen», so der SPD-Politiker. Die Polizei werde das Motiv für den Angriff ermitteln. Die politischen Folgen seien Thema vieler Gespräche in der kommenden Zeit.