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Nach tödlichem Angriff in Park Trauer in Aschaffenburg und Vorwürfe an Behörden

  • Nach der Gewalttat in Aschaffenburg mit zwei Toten ist der Druck in Deutschland gross, die Tat aufzuklären.
  • Die zuständigen Behörden müssen sich viele Fragen gefallen lassen. Dass der Tatverdächtige ein ausreisepflichtiger und psychisch vorbelasteter Afghane ist, rückt ins Zentrum.
  • Wie mehrere deutsche Medien berichten, hat ein Gericht die Unterbringung des Tatverdächtigen in einer Psychiatrie angeordnet.

Einen Unterbringungsbefehl gibt es in der Regel, wenn es Anhaltspunkte gibt, dass ein Verdächtiger zur Tatzeit aufgrund einer psychischen Erkrankung schuldunfähig war. Dem Mann wird zweifacher Mord, zweifacher versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hat er sich zunächst nicht zu den Vorwürfen geäussert.

Markus Söder kritisiert deutsche Migrationspolitik

Einen Tag nach der Gewalttat mit zwei Toten und drei Schwerverletzten liegt ein dunkler Schatten über der bayerischen Stadt am Untermain.

Gewalttat im Park – das ist geschehen:

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Der 28-jährige Afghane soll am Mittwochmittag in einem Park in der Innenstadt der bayrischen Stadt Aschaffenburg eine Kindergartengruppe angegriffen haben. Dabei wurde ein zweijähriger Junge sowie ein 41-jähriger Mann getötet. Der Angriff soll völlig unvermittelt und gezielt erfolgt sein, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann schilderte.

Der Verdächtige soll zudem ein zweijähriges Mädchen aus Syrien dreimal im Halsbereich mit dem Küchenmesser verletzt haben. Ein 72-jähriger Deutscher erlitt multiple Verletzungen im Thoraxbereich. Eine 59 Jahre alte Erzieherin brach sich in dem Tumult einen Arm. Alle sind weiter im Spital.

Dem 41-Jährigen, der zum Schutz der Kinder mutig eingeschritten war, soll laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder posthum die Bayerische Rettungsmedaille verliehen werden.

Am Sonntag soll in der Stiftskirche in Aschaffenburg eine Trauerfeier stattfinden.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder drückte Empörung aus: «Es reicht. Es reicht. Es reicht. Wie viel eigentlich noch? Mannheim, Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg. Was kommt vielleicht als Nächstes? Das sind alles keine Zufälle, sondern die Folge einer Kette einer falschen, jahrelangen Migrationspolitik», sagte er in München. Söder sagte einen harten Kursschwenk in der Migrationspolitik nach der angestrebten Regierungsübernahme im Bund voraus.

Klinikaufenthalte wegen psychischer Probleme

Der mutmassliche Gewalttäter hatte nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eine gerichtlich bestellte Betreuerin. Grund seien die psychischen Probleme des Afghanen gewesen, der mehrmals in ein Bezirksspital eingewiesen worden sei und auch Medikamente bekommen habe. Es müsse nun überprüft werden, nach welchen Kriterien solche Menschen wieder aus einer Klinik gelassen werden.

Der mutmassliche Angreifer hatte Herrmann zufolge selbst Anfang Dezember 2024 den Behörden schriftlich angekündigt, ausreisen zu wollen. Zuvor habe der 28-Jährige aber unter anderem wegen einer verstrichenen Frist nicht abgeschoben werden können.

Fehler beim Abschiebeverfahren?

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Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) habe den Asylantrag des Mannes am 19. Juni 2023 abgelehnt und nach den Regeln des Dublin-Verfahrens eine Abschiebung nach Bulgarien angeordnet, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Den Afghanen selbst habe die Behörde wohl auch darüber informiert.

Die bayerischen Ausländerbehörden habe das Bamf aber «aufgrund welcher Fehler und Probleme auch immer» erst am 26. Juli, also mehr als einen Monat später, in Kenntnis gesetzt – wenige Tage vor Ablauf der Frist für die Abschiebung.

Es sei «offenkundig», dass eine bayerische Behörde «nicht innerhalb von sechs Tagen» eine derartige Rückführung organisieren könne – «noch dazu, wenn das völlig unvorbereitet entsprechend kommt», sagte Herrmann. Das Bamf äusserte sich auf Nachfrage zunächst nicht zu den Vorwürfen.

Dass der Mann die Ausreise-Ankündigung später nicht in die Tat umsetzte, lag laut Herrmann wohl auch daran, dass er die dafür benötigten Papiere vom afghanischen Generalkonsulat bisher nicht erhalten hatte – und damit nicht ausreisen konnte.

Die Polizei versucht derweil, den genauen Ablauf der Messerattacke zu rekonstruieren. Der Verdächtige selbst ist bis Donnerstagmittag nicht offiziell vernommen worden. «Es ist davon auszugehen, dass zur Vernehmung des Beschuldigten ein Dolmetscher hinzugezogen wird», teilte die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg mit.

Am Nachmittag soll der Mann, der Ende 2022 nach Deutschland kam, einer Ermittlungsrichterin am Amtsgericht vorgeführt werden. Diese entscheidet darüber, ob er in Untersuchungshaft kommt oder einstweilig in einer Psychiatrie untergebracht wird. Die Vorwürfe gegen den Mann lauten Mord und gefährliche Körperverletzung.

Mann begeht Straftaten in Asylunterkünften

Der Afghane ist den Behörden bereits in der Vergangenheit wegen Straftaten aufgefallen, «unmittelbar in den jeweiligen Asylunterkünften, wo er sich aufgehalten hat», wie Herrmann sagte. In drei Fällen sei es zu Tätlichkeiten gegenüber anderen Menschen gekommen. Dies sei dann auch immer Anlass für eine weitere psychiatrische Behandlung gewesen.

Faeser: Einiges in Bayern ist schiefgelaufen

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat nach dem Messerangriff Kritik an den bayerischen Behörden geübt. «Die bayerischen Behörden müssen erklären, warum der Täter trotz mehrfacher Gewaltdelikte noch auf freiem Fuss war», sagte die SPD-Politikerin in Berlin. «Offenbar sind in Bayern dort auch einige Dinge schiefgelaufen», fügte sie hinzu. «Deshalb finde ich jetzt auch die Reaktion der Bayern befremdlich.»

Es sei richtig, dass der bayerische Innenminister Joachim Herrmann jetzt prüfen wolle, wie konsequenter gegen psychisch kranke Gewalttäter vorgegangen werden könne, sagte Faeser.

Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing mahnt nach dem Angriff zu Besonnenheit. «Ein Geflüchteter greift unschuldige Menschen an, verletzt und tötet sie. Wir sehen die Parallelen», sagt Herzing mit Blick auf die Todesfahrt von Magdeburg sowie die Messerattacken in Solingen und vor einigen Jahren in Würzburg. Er betont aber: «Wir können und dürfen die Tat eines Einzelnen niemals einer gesamten Bevölkerungsgruppe anrechnen.» 

Man dürfe trotz Wut, Trauer und «Rachegedanken» keine «Spirale der Gewalt und des Hasses in Gang setzen», so der SPD-Politiker. Die Polizei werde das Motiv für den Angriff ermitteln. Die politischen Folgen seien Thema vieler Gespräche in der kommenden Zeit.

Kerzen, Blumen und Kuscheltiere liegen in einem Aschaffenburger Park.
Legende: Kerzen, Blumen und Kuscheltiere liegen in einem Aschaffenburger Park. Immer wieder bleiben Menschen in Tatortnähe stehen. Keystone/DANIEL LÖB

Tagesschau, 22.01.2025, 19:30 Uhr ; 

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