Der Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas zieht immer weitere Kreise. Die Hoffnung der USA, er könne sich eingrenzen lassen, hat sich – erwartungsgemäss – zerschlagen. Die Tötung von drei US-Soldaten am Sonntag auf einem Stützpunkt in Jordanien ist nur der jüngste in einer ganzen Reihe von Eskalationsschritten.
Und immer ungemütlicher wird auch die Lage für US-Präsident Joe Biden. «Wir werden reagieren», kündigte er an, um zugleich zu betonen, dass er eine weitere Eskalation in Nahost vermeiden wolle. Oder um es in der Diplomatensprache seines Aussenministers Antony Blinken auszudrücken: Die amerikanische Reaktion werde «mehrstufig, schrittweise und nachhaltig» sein.
Gewaltspirale dreht weiter
Bisher ist ein solcher aussenpolitischer Spagat allerdings nicht gelungen. Die Lage im Nahen Osten ist so explosiv wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und sie wird von Woche zu Woche explosiver. Zumal das Drehbuch der Ereignisse nicht allein Biden und Blinken schreiben.
Zu den Drehbuchautoren gehören allen voran die Machthaber in der Islamischen Republik Iran. Die USA werfen ihnen vor, direkt oder indirekt antiamerikanische und antiisraelische Gruppen im ganzen Nahen Osten zu unterstützen: die Hamas in Gaza, die Hisbollah im Libanon, die Huthi in Jemen – und auch jene neue Gruppe namens Islamischer Widerstand in Irak, die für den jüngsten Angriff in Jordanien verantwortlich sein soll.
Iran weist die Vorwürfe aus den USA von sich. Es schiebt seinerseits Israel und den USA die Schuld für die Eskalation in Nahost zu. Und auch gemässigtere muslimische Staaten fordern, zuerst müsse Israel die Waffen ruhen lassen, erst dann könne die Gewaltspirale durchbrochen werden.
Republikaner fordern Krieg mit Iran
Doch die USA haben die Forderung nach einer Waffenruhe in Gaza mehrfach zurückgewiesen und damit Rücksicht auf ihren Verbündeten Israel genommen.
Stattdessen fordern republikanische Politikerinnen und Politiker in den USA, es sei jetzt Zeit, gegen Iran in den Krieg zu ziehen. Doch dies wäre der grösste denkbare Eskalationsschritt in Nahost. Biden wird ihn nicht wagen wollen. Freilich wird er sich neun Monate vor den Wahlen auch nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, er sei ein Weichling.
Iranische Kriegsschiffe im Blick
Vielmehr dürfte Biden die Nahostpolitik der vergangenen Monate fortsetzen – und begrenzte Eskalationsschritte des Gegners mit ebensolchen vergelten. Ganz nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir.
Ins Visier der amerikanischen Streitkräfte könnten schon in den kommenden Tagen «schrittweise und mehrstufig» iranische Kriegsschiffe und das iranische Führungspersonal im Ausland geraten.
Dass die USA den Iran damit «nachhaltig» beeindrucken werden, wie Blinken es in Aussicht stellt, ist aber mehr als fraglich. Zumindest in der Vergangenheit ist das Drehbuch in Nahost anders geschrieben worden.