Darum geht es: Bei einem Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt sind am Wochenende in der Nähe der syrischen Grenze drei US-Soldaten getötet worden. Mehr als zwei Dutzend weitere seien verletzt worden, sagte US-Präsident Joe Biden in Washington. Der Anschlag wurde demnach von «radikalen, von Iran unterstützten militanten Gruppen» verübt, die in Syrien und in Irak agieren. Biden kündigte Vergeltung an. «Haben Sie keinen Zweifel – wir werden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Zu einem Zeitpunkt und in einer Weise, die wir wählen», sagte Biden.
Es besteht die Gefahr, dass man wider Willen in einen flächendeckenden Krieg hineinstolpert.
Das weiss man über den Angriff: Laut Medienberichten gab es insgesamt vier Angriffe auf US-Stützpunkte in Syrien und Jordanien, aber nur in einem Fall sind tote und verletzte US-Soldaten zu beklagen. «Es ist der erste Angriff in diesem Konflikt, bei dem amerikanische Soldaten getötet wurden», sagt SRF-Korrespondent Thomas Gutersohn im jordanischen Amman. Seit Beginn der Militäroperation Israels im Gazastreifen nach dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober haben pro-iranische Milizen insgesamt schon über hundertmal US-Stützpunkte in Syrien und Irak angegriffen – laut US-Angaben aber jeweils ohne grösseren Schaden anzurichten.
Das ist noch unklar: Keine gesicherten Informationen gibt es darüber, auf welchem US-Stützpunkt genau jetzt die Todesopfer und verletzte Soldaten zu beklagen sind. Laut US-Medien war ein Aussenposten der in Jordanien stationierten US-Kräfte in der Nähe der syrischen Grenze betroffen, was die Regierung in Amman aber bestreitet. «Das weist darauf hin, dass Jordanien nicht weiter in den Konflikt hineingezogen werden will», sagt Gutersohn. Gemäss den jordanischen Angaben befindet sich der angegriffene US-Stützpunkt im Süden Syriens.
So reagiert Iran: Iran wies den Vorwurf zurück, in den Anschlag verwickelt zu sein. «Widerstandsgruppen» in der Region würden keine Befehle aus Teheran bekommen, hiess es aus dem Aussenministerium in Teheran. Sie würden «auf Grundlage ihrer eigenen Prinzipien über Aktionen entscheiden». Dazu sagt Korrespondent Gutersohn: «Es ist gut möglich, dass die militanten Schiiten-Gruppen ihre Operationen tatsächlich autonom planen – doch es ist sehr wahrscheinlich, dass Geld und Ausrüstung aus Iran stammen.»
Mögliche Folgen: «Der Nahost-Konflikt kocht beinahe wöchentlich auf einer immer höheren Stufe auf», stellt Gutersohn fest. Angriffe wie jener jetzt auf die US-Soldaten seien einzelne, kleine Eskalationsschritte – und eigentlich habe niemand ein Interesse daran, dass es zur grossen Eskalationsexplosion in der Region komme, insbesondere nicht Iran oder die USA. Doch: «Durch die immer weiter fortgesetzten, kleinen Eskalationsschritte besteht die Gefahr, dass man wider Willen in einen flächendeckenden Krieg hineinstolpert», befürchtet der Korrespondent.