Das ist passiert: Israels Armee hat rund zwei Monate nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen wieder massive Angriffe auf die islamistische Hamas in dem Küstengebiet aufgenommen. Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz hätten die Streitkräfte angewiesen, «mit Wucht» gegen die Hamas vorzugehen, gab die Armee in der Nacht bekannt.
Anzahl Opfer: Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in Gaza meldete am Morgen mindestens 404 Tote. Demnach gab es auch mehr als 560 Verletzte. Die Angaben liessen sich unabhängig zunächst nicht überprüfen.
Das sagt Israel: Die Angriffe erfolgten auf die «wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat», hiess es in der Nacht aus dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten.
Das sagen Vertreter der Hamas: Netanjahu und seine «extremistische Regierung» hätten beschlossen, das Waffenruhe-Abkommen «zu brechen», hiess es in einer nächtlichen Erklärung der Hamas. Damit riskiere Israel das Leben der Geiseln. Die Hamas forderte die Vermittler Ägypten, Katar und USA auf, Israel «für den Bruch» des Abkommens zur Verantwortung zu ziehen.
Das sagen die USA: Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weissen Hauses, Brian Hughes, sagte der US-Nachrichtenseite «Axios»: «Die Hamas hätte Geiseln freilassen können, um die Waffenruhe zu verlängern, hat sich aber stattdessen für Verweigerung und Krieg entschieden.» US-Präsident Donald Trump habe Israel grünes Licht für die Wiederaufnahme der Angriffe auf die Hamas gegeben, zitierte das «Wall Street Journal» einen israelischen Beamten. Israel habe danach die USA über den Beginn der Angriffe vorab informiert.
Hintergrund: Im Januar war zwischen Israel und der Hamas eine zunächst sechswöchige Waffenruhe vereinbart worden. Bisher konnten beide Seiten sich nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen. Israel hatte mit einer Wiederaufnahme des Krieges gedroht, sollte die Hamas keine weiteren israelischen Geiseln freilassen. Auch während der Waffenruhe war es immer wieder zu tödlichen Angriffen im Gazastreifen gekommen. Die Hamas und andere Islamistengruppen im Gazastreifen haben nach israelischen Informationen noch 24 Geiseln und die Leichen von 35 Verschleppten in ihrer Gewalt.
Wie es jetzt weitergeht: Von jetzt an werde man «mit zunehmender militärischer Stärke» gegen die Hamas vorgehen, teilte die israelische Armee in der Nacht weiter mit. Der Einsatzplan sei Ende vergangener Woche von der Armeeführung vorgelegt und von der politischen Führung genehmigt worden, hiess es.