Heute vor 71 Jahren wurde in Peking die Volksrepublik China ausgerufen. Auf den Nationalfeiertag folgt eine ganze Woche mit Festlichkeiten – die «Goldene Woche». Es ist Tradition, dass Chinesinnen und Chinesen in dieser Zeit verreisen und Familien besuchen. Das Ministerium für Kultur und Tourismus rechnet mit 550 Millionen Reisen im eigenen Land, und das in Zeiten der Pandemie.
Viele von ihnen fahren oder fliegen in die Ferien. Lange war Hongkong weit oben auf der Liste, vor allem für Shoppingtouren. Seit den Demonstrationen und dem neuen Sicherheitsgesetz in der Sonderverwaltungszone ist das nicht mehr der Fall. Weitere beliebte Destinationen waren das Spielerparadies Macau sowie Japan und Thailand.
Reisen trotz Corona – vor allem im Inland
Mit Covid-19 sieht es anders aus. So werden Ferien jetzt vor allem im Inland gemacht. Einige fahren nach Hause, wenn sie in anderen Städten wohnen, als sie arbeiten. Im Süden ist die Insel Hainan sehr beliebt für Strandferien noch im Oktober, bevor der Winter kommt. Andere bleiben an ihrem Wohnort und geniessen dort die freien Tage.
Die von der Covid-Zeit stark gebeutelte Tourismusindustrie erhofft sich nach neun Monaten eine Erholung. Auch bei den Menschen hat sich eine gewisse Corona-Müdigkeit eingestellt. Viele wollen jetzt endlich wieder einmal in die Ferien. Auch, weil die Fallzahlen in China zurzeit sehr tief sind und die Menschen wieder Spass haben wollen. Das zeige sich auch in Schanghais Restaurants, Bars und Clubs, die vielerorts wieder sehr gut besucht sind, wie Nordostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi berichtet.
Bei vielen Menschen hat sich eine gewisse Corona-Müdigkeit eingestellt. Sie wollen endlich wieder einmal in die Ferien.
Weiterhin muss man in gewissen Hotels Apps mit einem grünen Code vorweisen. Das galt zu Beginn auch für Restaurants, doch hier hat das Regime aber ein bisschen nachgelassen. Jetzt sei es deutlich lockerer und es gebe immer weniger Einschränkungen, sagt Aldrovandi.
Schulen: Klare Ansage für Reisewillige
In Schanghai liessen die meisten Schulen ihre Schülerinnen und Schüler wissen, dass sie in den freien Tagen nicht in eine andere Provinz reisen sollen. Wenn sie das trotzdem tun, müssten sie nach der Rückkehr in Quarantäne. In Städten wie Peking wird empfohlen, gar nicht zu verreisen. Viele Familien mit schulpflichtigen Kindern bleiben dann in der eigenen Stadt.
Die Bevölkerung geht ganz unterschiedlich mit der Pandemie während den Feiertagen um. Ein Teil ist immer noch sehr vorsichtig. Andere sagen, sie hätten genug und wollten endlich wieder etwas erleben. Sie wollen in Freizeitparks gehen oder nach Südchina fahren, wo es noch wärmer ist.
Ein Teil ist immer noch sehr vorsichtig. Andere haben genug und wollen endlich wieder etwas erleben.
Sie wollen auch wieder mehr konsumieren und Geld ausgeben, was von der Regierung auch so gewünscht ist. Aber nicht alle können das, denn es gibt auch solche, die ihre Arbeit verloren haben oder weniger verdienen und jetzt erst einmal sparen wollen.
«Goldene Wochen» im Oktober und im Mai
Die «Goldene Woche» gibt es einerseits im Oktober nach dem Nationalfeiertag und eine weitere nach dem Tag der Arbeit im Mai. Das ist für viele Menschen sehr wichtig, weil sie dann verreisen können, denn sie haben nicht viel Ferien. Es gibt noch das chinesische Neujahr als wichtigste Ferienzeit. Da gehen die Menschen aber vor allem auch nach Hause, sagt Martin Aldrovandi.