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Zurück zum Atomstrom: Schweden machts vor
Aus Rendez-vous vom 20.08.2024. Bild: Reuters/Scanpix Sweden
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Neue AKWs auf Staatskosten Zurück zum Atomstrom: Schweden will wieder neue Reaktoren bauen

In Schweden will die Regierung vier bis fünf neue Kernkraftwerke bauen. Sie rechnet mit Baukosten von umgerechnet 33 Milliarden Franken. Wie relevant diese Erkenntnisse für die Schweiz sind, ordnet SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim ein.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Wieso will Schweden vier bis fünf neue Kernkraftwerke?

Die Regierung will die Stromversorgung in Schweden mit einheimischem und klimafreundlichem Strom sicherstellen. Der Hintergrund: Mit der Energiewende dürfte die Nachfrage nach Strom steigen, zudem kommen die bestehenden AKWs in naher Zukunft an ihr Lebensende und die jüngste Energiekrise hat gezeigt, welche Bedeutung eine verlässliche Stromversorgung hat.

Aktuell verfügt Schweden über sechs Reaktoren, die in Betrieb sind. Allerdings hat die schwedische Bevölkerung in einer Volksabstimmung 1980 entschieden, dass keine neuen AKWs gebaut werden dürfen.

Wie teuer werden die neuen Kernkraftwerke?

Die Regierung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die für vier bis fünf neue Reaktoren mit Baukosten von umgerechnet 33 Milliarden Franken rechnet. Diese Kosten sind wahrscheinlich optimistisch berechnet.

Ein wohl realistischeres Bild zeigt sich am Beispiel von Finnland: Das 2023 in Betrieb gegangene Kernkraftwerk Olkiluoto 3 kostete rund 11 Milliarden Franken. Da ein neues AKW faktisch eine Einzelanfertigung ist, sind die finanziellen Risiken besonders gross, wie das auch die Studie betont. Sollten allenfalls mehrere baugleiche Reaktoren gebaut werden, könnten die nachfolgenden Kraftwerke etwas günstiger werden.

Zwei hohe, weisse Industriegebäude hinter einem Zaun.
Legende: Das Kernkraftwerk Forsmark ist eines von drei im Betrieb befindlichen Kernkraftwerken in Schweden. Es erzeugt etwa einen Sechstel der schwedischen Elektrizität. Reuters/Scanpix Sweden

Wer bezahlt die neuen Kraftwerke in Schweden?

Ein neues AKW zu bauen, ist ein risikoreiches Vorhaben. Die Studie der schwedischen Regierung zeigt auf, dass faktisch nur der Staat für die Baukosten aufkommen kann. Deshalb sind die Stromversorger nicht bereit, von sich aus neue Reaktoren zu erstellen.

Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Schweiz?

Auch in der Schweiz haben die Energiekonzerne in der Vergangenheit stets abgewinkt: Von sich aus investiert kein Stromkonzern in ein neues Kernkraftwerk. Zu gross sind die Risiken und Unwägbarkeiten. Sollten Kernkraftwerke politisch wieder eine Mehrheit finden, müsste eine Finanzierung wohl auch in der Schweiz in irgendeiner Form über den Staat laufen.

Wo steht die politische Debatte in der Schweiz zu neuen Kernkraftwerken?

Aktuell dürfen in der Schweiz keine neuen AKWs gebaut werden. Die Stimmbevölkerung hat 2017 – im Rahmen der Energiestrategie – entschieden, aus der Kernkraft auszusteigen. Allerdings hat im Februar 2024 ein Initiativkomitee die «Blackout-Initiative» eingereicht. Sie fordert, dass in der Schweiz wieder neue Kernkraftwerke gebaut werden könnten. Energieminister Albert Rösti wird in den kommenden Wochen oder Monaten entscheiden, ob er einen Gegenvorschlag ausarbeiten will.

Wie werden andere Schweizer Kraftwerke bezahlt und finanziert?

Stromkonzerne und Energieunternehmen planen, bauen und finanzieren neue Solaranlagen, Windparks oder Wasserkraftwerke eigenständig und auf eigenes Risiko. Je nachdem erhalten sie für eine Anlage einen finanziellen Zuschuss (zum Beispiel bei alpinen Solaranlagen). Bezahlt werden diese Förderbeiträge allerdings durch die Strombezügerinnen und Strombezüger über eine Abgabe auf dem Strompreis.

Rendez-vous, 20.08.2024, 12:30 Uhr ; 

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